Torgefährlich und stabil: Die Saison der RBL-Abwehr
Willi Orban, Josko Gvardiol und Co. überzeugen im Zentrum | Benny Henrichs spielt sich in Nationalelf zurück | RB Leipzig mit torgefährlichster Defensive der Bundesliga
"Offense wins games, defense wins championships!"
So lautet zumindest die in der Welt des Teamsports geltende Erfolgsformel. Und irgendwie lässt diese Phrase auch auf die Saison 2022/23 unserer Jungs übertragen. Logisch, natürlich nicht eins zu eins.
Die Meisterschale ging schließlich erneut nach München. Dafür aber kehrte der DFB-Pokal zurück in die Messestadt.
Baustein des erneuten Pokalsiegs und Platz drei in der Bundesliga war eine über weite Strecken kompakte Defensive. Angeführt von Willi Orban und Josko Gvardiol standen die Roten Bullen zumeist sehr sicher.
Nicht nur das: Unsere Abwehrspieler schalteten sich auch offensiv mit ein und erzielten wichtige Treffer. Insgesamt zehn Verteidigertore waren ein starker Wert!
Je nach Matchplan und Gegner spielte RBL taktisch variabel entweder mit Dreierkette oder Viererkette. Beide Systeme funktionierten gut. Fehlte doch mal jemand aufgrund von Verletzungen oder Sperren, stand ein anderer parat und sprang in die Bresche.
Insgesamt stand in 16 Pflichtspielen hinten die Null: 10x in der Liga, 4x im Pokal und 2x in der Champions League.
Ein Musterbeispiel eines Fußballprofis
Der Wert von Willi für RBL lässt sich nur schwer in Worte fassen. Nach der schweren Verletzung von Peter Gulacsi übernahm unsere Nummer vier die Kapitänsbinde und führte seine Mannschaft daraufhin als Anführer durch die Saison. Mit Mentalität, Leidenschaft und Zweikampfstärke war der 30-Jährige, der seit 2015 das RBL-Trikot trägt, in der Innenverteidigung nicht zu ersetzen.
Das musste Trainer Marco Rose zum Glück auch nicht. Sein Leistungsträger war immer da und nie verletzt. Willi verpasste von 49 Pflichtspielen lediglich eine einzige Bundesligapartie. Aber auch nur, weil der Musterprofi als Spender für einen an Blutkrebs erkrankten Menschen ausgewählt wurde. Eine Mega-Aktion!
Obendrauf lieferte er auch noch insgesamt fünf Saisontore, vier in der Liga und eins im DFB-Pokal. Unter anderem legte er mit seinem Treffer am 6. Spieltag gegen Borussia Dortmund den Grundstein für den 3:0-Sieg in der Red Bull Arena.
Mit dem Ausgleich kurz vor Schluss am 32. Spieltag gegen Werder Bremen leitete Willi außerdem den Last-Second-Sieg im Endspurt um die Qualifikation zur Champions League ein.
Insgesamt stand der ungarische Nationalspieler in 4.256 Minuten auf dem Platz und war einer der zweikampfstärksten Profis der Bundesliga.
In der "Weltklasse" angekommen
An Willis Seite entwickelte sich Josko Gvardiol endgültig zu einem der besten Innenverteidiger der Liga und unterstrich auch auf internationalem Parkett einmal mehr sein enormes Potential.
Mit gerade einmal 21 Jahren lieferte der Kroate, der auch noch eine herausragende Weltmeisterschaft in Katar spielte, Top-Leistungen am Fließband. Auch die Nummer 32 der Roten Bullen war überaus konstant unterwegs und stand in 41 von 49 Duellen auf dem Platz und erzielte dabei 4 Tore.
Der Linksfuß traf in der Champions League sowohl bei der 3:2-Gala gegen Real Madrid als auch beim 1:1 im Achtelfinal-Hinspiel gegen Manchester City jeweils nach einer Ecke. Seine Zweikämpfe führte er meistens fair (2 Gelbe Karten), am Boden und in der Luft war er dank seiner Schnelligkeit und Robustheit trotzdem kaum zu schlagen.
Umso bitterer war für Josko das Halbfinale im DFB-Pokal beim SC Freiburg. RBL gewann zwar deutlich mit 5:1, allerdings handelte er sich eine Gelb-Rote Karte ein. Das hatte zur Folge, dass der gebürtige Zagreber das große Finale gegen Eintracht Frankfurt aufgrund der Sperre leider nur als Zuschauer verfolgen durfte.
Der nächste Vielspieler
Auf der rechten Abwehrseite war zumeist Benjamin Henrichs zu Hause. Benny kam in 44 von 49 Spielen zum Einsatz (2.912 Minuten) und gehörte damit zu den absoluten RBL-Vielspielern. Was auch daran lag, dass die Allzweckwaffe ebenso im defensiven Mittelfeld oder auf der linken Außenbahn auftauchte.
Doch besonders rechts hinten schenkte ihm Trainer Marco Rose das Vertrauen, der 26-Jährige bedankte sich mit starken Leistungen. Diese wurden auch von Bundestrainer Hansi Flick mit der Einladung zu den vergangenen Länderspielen der DFB-Elf honoriert.
Vier Tore und zwei Vorlagen belegen, dass der technisch versierte Verteidiger auch für das Offensivspiel wertvoll war.
Der Vorlagen-König
Die Alternative über rechts hieß in den meisten Fällen Mo Simakan, der es auf 37 Einsätze und damit 2.381 Minuten brachte. Einige davon absolvierte der Publikumsliebling, der mit viel Tempo und Athletik ausgestattet ist, auch im Abwehrzentrum. Eine echte Sternstunde erwischte unsere Nummer zwei im Königsklassen-Gruppenspiel gegen Real Madrid.
Über fast 90 Minuten beackerte der Franzose die rechte Seite, war vorne und hinten zu finden. Zudem gewann er beinahe alle Zweikämpfe. Zur Krönung legte er das entscheidende Tor von Timo Werner mit einem langen Sprint samt platzierter Hereingabe perfekt auf.
Die Kombination "Simakan & Werner" leitete auch den Sieg im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen Borussia Dortmund (2:0) ein. Erneut startete Mo durch, stürmte über den halben Platz und bewies dann das Auge für seinen Mitspieler. Timo vollendete zum 1:0. Ein ganz wichtiger Treffer auf dem Weg zur Titelverteidigung.
Insgesamt zeigte der französische U21-Nationalspieler eine äußerst positive Entwicklung in dieser Saison, in der ihm drei Tore und sechs Vorlagen gelangen.
Voller Einsatz, starke Flanken und Stabilität
Die linke Bahn in der defensiven Kette gehörte oftmals Marcel Halstenberg. Der laufstarke Routinier, der in der vergangenen Spielzeit wegen einer Kapselverletzung monatelang fehlte, kam erfreulicherweise ohne größere Verletzungen durch die Saison. Ergebnis: 40 Einsätze, 2.052 Minuten, zwei Tore und drei Vorlagen.
Der Linksfuß überzeugte darüber hinaus mit Biss, Flankenläufen und Zweikampfstärke. Nach einer starken Vorbereitung im Winter trumpfte "Halste" vor allem in der zweiten Saisonhälfte so richtig auf. Sein Tor zum 1:1 im Hinspiel gegen Bayern München sorgte für einen Punktgewinn und einen gelungenen Start ins Kalenderjahr 2023.
Im Halbfinale des DFB-Pokal leitete er mit seiner scharfen Hereingabe auf Dani Olmo den Führungstreffer beim SC Freiburg (5:1) maßgenau ein.
Der beste Sprinter
Mit der Bilanz von 13 Assists wechselte David Raum (25) im letzten Sommer in die Messestadt. Es dauerte nur drei Bundesligaspiele, bis der Linksverteidiger auch im RBL-Trikot erstmals eine Bude auflegte. Nach einem Jahr in Leipzig sind 40 Spiele und 2.484 Einsatzminuten für den gebürtigen Franken notiert.
Ist der DFB-Kicker fit und in Top-Form, dürfen wir uns auch in Zukunft wieder auf millimetergenaue Flanken freuen. Zudem war David mit einer Spitzengeschwindigkeit von 35,57 km/h der schnellste Spieler in der Bundesliga unseres Kaders.
Der Abwehr-Allrounder
Für Lukas Klostermann ging die Saison mit einem Rückschlag los. Gleich am ersten Bundesliga-Spieltag in Stuttgart (1:1) verletzte sich "Klosti" am linken Syndesmoseband. Der variabel einsetzbare Defensiv-Spezialist war danach bis November außer Gefecht gesetzt. Lukas arbeitete aber am Comeback und schaffte sogar noch den Sprung auf den deutschen WM-Zug.
Ab Februar bekam er als linker oder rechter Verteidiger immer mehr Spielpraxis und zeigte stabile Leistungen. Fehlte Josko Gvardiol in der Mitte, war unsere Nummer 16 erster Ersatz. Als Innenverteidiger hielt er beim 2:0-Sieg im DFB-Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt den Laden an der Seite von Willi Orban dicht.
Insgesamt stehen für den 27-Jährigen 22 Einsätze mit 1.180 Minuten zu Buche.
Absolut zuverlässig
Nach der langwierigen Verletzung von "Klosti" wechselte Abdou Diallo Ende September auf Leihbasis von Paris St. Germain an den Cottaweg. Der bundesligaerfahrene Verteidiger (Mainz 05 und Borussia Dortmund) erfüllte das nahezu identische Profil, einsetzbar in der Abwehrmitte oder links hinten. Leider war Abdou von November bis März wegen Knieproblemen für zwei Monate außer Gefecht gesetzt.
Wurde der senegalesische Nationalspieler gebraucht, war er meistens von der Bank kommend aber da. So half er mit, viele wichtige Siege über die Zeit zu retten. Er kam auf 15 Pflichtspiele und 1 Treffer. Sein 2:0 per Kopf am 10. Spieltag gegen Hertha BSC Berlin ebnete den Weg zum 3:2-Sieg.
Nach Ende der Leihe kehrt Abdou zur neuen Saison zu PSG zurück.
Gelungenes Profidebüt
Auch unser jüngster Verteidiger trug zu einer erfolgreichen Saison bei. Sanoussy Ba, der auf der rechten oder linken Bahn unterwegs ist, durfte in seiner ersten Saison im Profi-Kader in drei Spielen ran.
Der heute 19-Jährige gab Ende August des letzten Jahres seine Premiere in der ersten Runde im DFB-Pokal gegen Teutonia Ottensen (8:0). Auch in der zweiten Runde (4:0 gegen den Hamburger SV) durfte Sanoussy ran. Im November schnupperte der deutsche Junioren-Nationalspieler beim 3:1-Sieg in Hoffenheim erstmals Bundesliga-Luft.
In der kommenden Spielzeit läuft Sanoussy, der seit 2016 die Nachwuchs-Akademie von RBL durchlaufen hatte, auf Leihbasis für den österreichischen Erstligisten LASK Linz auf und soll beim Europacup-Teilnehmer den nächsten Entwicklungsschritt nehmen.