Péter Gulácsi - Kapitän, Rekordspieler, Rückhalt

Der 31-Jährige hat die meisten Bundesliga-Spiele für RB Leipzig absolviert (175) | Die Karriere war in jungen Jahren so nicht vorherzusehen | Gulácsi pflegt ein besonderes Verhältnis zu seinen Handschuhen

Seit Jahren ist Péter Gulácsi einer der konstantesten Torhüter in der Bundesliga, ganz ohne dabei das Klischee der manchmal etwas verrückten Schlussmänner zu bedienen. Der 31-Jährige fällt weniger durch wildes Gestikulieren auf als vielmehr durch seine Leistung zwischen den Pfosten. Dabei wurde er einst stark unterschätzt.

Es war nämlich schon eine gewisse Odyssee, die Gulácsi in seiner Karriere hinter sich gebracht hatte, ehe er 2015 im Alter von 25 Jahren zu den Roten Bullen kam. Zwar war er schon als 17-Jähriger von MTK Budapest zu keinem geringeren Klub als dem FC Liverpool gekommen, doch in den folgenden Jahren wurde der Schlussmann immer wieder bei Leihvereinen geparkt.

175 ist eine tolle Zahl - ich hoffe, sie wächst noch weiter.
Péter Gulácsi über seine Bundesligaspiele für RB Leipzig

SCHWERER START BEI LEIPZIG  

Über die seinerzeit drittklassigen englischen Klubs Hereford United und Tranmere Rovers arbeite er sich kontinuierlich nach oben, spielte 2011 schließlich in der zweiten englischen Liga Championship für Hull City. Für Liverpool sollte es in all den Jahren aber nur zu einigen Einsätzen in der Reserve reichen und so zog es Gulácsi im Sommer 2013 nach Österreich in die Bundesliga zu RB Salzburg. Dort als Stammspieler etabliert, führte ihn sein Weg zwei Jahre später nach Leipzig – damals bekanntlich noch in die 2. Bundesliga. "Der zurückgelegte Weg mit dem Verein ist der Wahnsinn. Ich bin in der 2. Liga hierhergekommen. Dass ich dann den Aufstieg feiern durfte, Nummer 1 und Kapitän geworden bin, macht mich sehr stolz." 

Doch der Anfang war kein leichter. Im Duell mit den etablierten Fabio Coltorti und Benjamin Bellot startete Gulácsi 2015/16 sogar als Nummer drei in die Saison. Seine große Stunde schlug erst ein halbes Jahr später, als sich Coltorti in einer Partie gegen Eintracht Braunschweig verletzt hatte. Pete kam zwischen die Pfosten – und ließ sich bis zum heutigen Tag nicht mehr verdrängen. Inzwischen stehen 175 Bundesligaspiele für RB Leipzig zu Buche - Vereinsrekord! "175 ist eine tolle Zahl, doch hoffentlich wächst sie noch weiter."

Enge Fanbindung

Nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz geht Pete voran. Die Nähe zu den Fans ist für den Kapitän der Roten Bullen entscheidend für seinen erfolgreichen Weg mit RB Leipzig. Besonders eingebrannt hat sich dabei das verlorene DFB-Pokalspiel gegen den FC Bayern München in der Saison 2017/18. Gulácsis Paraden retten RBL ins Elfmeterschießen ."GULÁCSI, GULÁCSI, GULÁCSI" schallt erstmals lautstark von den Rängen und noch heute in den Ohren unseres Torwarts: "Das war die erste große Anerkennung der Fans und sehr emotional für mich. Seitdem ist das einfach der Wahnsinn, was wir und auch ich für eine Unterstützung von den Fans bekommen." 

Diese Beziehung lebt der Ungar seit seiner Ankunft: "Ich versuche natürlich mit Leistung und mit meiner Persönlichkeit möglichst viel zurückzugeben und mir Zeit für die Fans zu nehmen – das ist mir sehr wichtig."

"CLEAN SHEET PETE“: MINDESTENS ZEHN WEIßE WESTEN IN DEN LETZTEN DREI SAISONS 

Neben seiner schon immer unbestrittenen Klasse auf der Linie zeichnet ihn vor allem eine Eigenschaft aus, die eigentlich nur auffällt, wenn man sie nicht hat: Gulásci unterläuft praktisch nie ein schwerwiegender Fehler. Darüber hinaus konnte er sich unter Ex-Trainer Julian Nagelsmann auch im spielerischen Bereich stark weiterentwickeln. "Seither bin ich viel mehr ins Spiel eingebunden und habe viele Ballaktionen. Wenn man wenig Bälle zu halten hat, ist es umso wichtiger, dass es bei diesem einen klappt", so Gulácsi über seine Evolution unter dem heutigen Bayern-Coach. 

Und das konnte man in den letzten Jahren auch deutlich an den Zahlen ablesen: 2018/19 und 2020/21 kassierte RB Leipzig in der Bundesliga jeweils die wenigsten Gegentore. Ein großer Verdienst des Torhüters, der in den letzten drei Spielzeiten immer eine zweistellige Anzahl an Weißen Westen vorweisen konnte und mit einer Quote von regelmäßig mehr als 70 Prozent gehaltener Bälle auch in dieser Statistik stets zu den Besten der Liga gehört. Kein Wunder, hat er in der jüngeren Vergangenheit Spitznamen wie "Clean Sheet Pete" oder "Pete The Wall" verpasst bekommen.

UNGARISCHE NUMMER EINS "BESESSEN" VON HANDSCHUHEN

Aber es ist auch die Persönlichkeit, die ihn zu einem so wichtigen Spieler macht: Gulácsi ist mit seinen 31 Jahren nicht nur der zweitälteste Spieler im Kader, er ist auch Leipziger Rekordspieler in der Bundesliga, trägt die Kapitänsbinde und war als 44-facher ungarischer Nationaltorhüter EM-Teilnehmer und Spieler des Jahres in seinem Heimatland. Eine Persönlichkeit und ein Rückhalt, auf den gerade die vielen jüngeren Mannschaftskollegen aufblicken können. "Trotz meiner Führungsrolle bin ich einer von den Jungs. Ich stehe nicht darüber, sondern bin ein Teil davon", sagt der Kapitän.

Donnerstag ist Waschtag.
Péter Gulácsi

Aber was ist eigentlich sein Erfolgsgeheimnis? Hartes Training, keine Frage. Gulásci hat aber noch eine andere Marotte: "Wenn ich ein neues Paar Torwarthandschuhe bekomme, wasche ich sie zunächst aus – das mache ich immer selbst. Danach trage ich sie zwei Mal beim Aufwärmen vor den Spielen und erst beim dritten und vierten Mal benutze ich sie im Spiel. Also Waschen, zwei Mal Aufwärmen und zwei Mal im Spiel.“ Nur dann habe er den besten Grip. Für dieses System müsse Gulácsi immer etwas vordenken: „Donnerstag ist Waschtag, an den Spieltagen Samstag und Mittwoch trage ich sie dann zum Aufwärmen und am Samstag darauf im Spiel.“

Und falls einmal etwas schiefgehen sollte, liegt immer noch ein Ersatzpaar bereit. Dieses musste Pete allerdings noch so gut wie nie benutzen. Nur einmal habe er seine Handschuhe in der Halbzeit vor Wut weggeworfen, nachdem er zu viele Tore kassiert hatte. „Ich kann mich leider nicht mehr an das Spiel erinnern – vielleicht war es gegen Hoffenheim hier zuhause, aber das habe ich verdrängt.“, sagt Gulácsi schmunzelnd. 

Gut, dass wir gegen die TSG am Samstag um 15.30 Uhr auswärts antreten.

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