"Die Mannschaft weiß, wie man Titel gewinnt!" Marco Rose im Interview
Zum vierten Mal in fünf Jahren haben wir die Chance uns zum Deutschen Pokalsieger zu küren. Cheftrainer Marco Rose sprach mit uns exklusiv über seine Gefühlslage, den Rückenwind der letzten Wochen, Final-Gegner Frankfurt und was ihm in den Tagen vor Berlin Ruhe und Kraft gibt.
Marco, eine lange Saison neigt sich dem Ende; jetzt wartet noch das große Finale auf uns – wie sieht es aktuell in dir aus?
Es ist eine Mischung aus Vorfreude und gesunder Anspannung. Wir haben unser Saisonziel in der Bundesliga erreicht.
Wir standen im Champions League-Achtelfinale und haben jetzt die Chance auf einen Titel. Darauf freuen wir uns.
Ich vertraue dieser Mannschaft.
Wie geht der Mensch Marco Rose abseits des Platzes mit so einem wichtigen Spiel um?
Man wäre ja blöd, wenn man sich nicht auf so ein Spiel freuen würde. Es ist ein besonderes Erlebnis, trotzdem will man das Spiel unbedingt gewinnen. Das bedeutet dann auch eine angenehme Anspannung. Es ist aus meiner Sicht wichtig, dass man das Rad nicht neu erfindet vor so einem Finale, dass man sich auf seine Stärken verlässt und überzeugt davon ist, dass man das Spiel für sich entscheiden kann.
Ich vertraue dieser Mannschaft, die weiß, wie man den Titel gewinnt. Und deshalb bin ich eigentlich auch relativ gelassen.
Also läuft nicht irgendetwas anders als vor normalen Spielen?
Nein, genau darum geht es, wir müssen wie gesagt nichts neu erfinden.
In den vergangenen Wochen konnten wir u.a. gegen Freiburg und Bayern unglaublich wichtige Sieger feiern. Ist dieser Rückenwind der perfekte Antrieb für das Finale?
Klar, das sollte uns helfen. Das ist natürlich nie eine Garantie, aber positive Gefühle können immer unterstützen. Es war stark, dass wir in einer Woche zweimal in Freiburg gewinnen konnten und auch danach unsere Aufgaben erledigt haben – mit viel Emotionalität in engen Spielen wie gegen Bremen.
Ich glaube, diese Emotionalität sollten wir auch mit nach Berlin nehmen. Die ist wichtig für uns, um dann gemeinsam mit unseren Fans und unseren Mitarbeitenden die Saison zu krönen.
Bis auf André Silva und Péter Gulácsi sind alle Spieler fit und wir haben eine unglaubliche Qualität im Kader. Ist das für dich als Trainer Fluch oder Segen bei der Entscheidung, wer letztlich auf dem Platz steht?
Ein totaler Segen. Wir werden auf jeden Fall eine Top-Mannschaft auf dem Feld haben und Jungs, die da draußen brennen. Für einen Trainer ist es natürlich immer gut, wenn er viele Spieler zur Verfügung hat und sich entscheiden muss, auch wenn es nicht immer einfach ist.
Für dich ist es das erste DFB-Pokalfinale, du hast aber ordentlich Endspiel-Erfahrung im Team, denn es sind einige Jungs dabei, die alle Finals der vergangenen Jahre miterlebt haben. Greifst du auf diese Erfahrung zurück?
Ich bin offen für alles und habe den Jungs gesagt: "hr wisst, wie man den Pokal gewinnt!" Dementsprechend sind wir diese Woche positiv und gelassen angegangen. Auf der anderen Seite haben wir mit Eintracht Frankfurt einen Gegner, der letztes Jahr auch ein europäisches Finale gewonnen hat.
Also haben auch diese Spieler sicherlich genug Final-Erfahrung. Jetzt geht es einfach nur darum, dass wir ein letztes Mal in dieser Saison alles auf dem Platz lassen, was wir noch im Tank haben und versuchen, dieses Endspiel für uns zu entscheiden.
Wie speziell ist, so viele Spieler im Kader zu haben, die den Weg von RB Leipzig schon so lange mitgehen und jetzt bereits zum vierten Mal für uns im Pokalfinale stehen?
Es hilft uns. Das zeigt ja auch die Richtigkeit des Weges, den man bis hierhin im Klub gegangen ist. Unter der Saison hat man mal über unsere Altersstruktur diskutiert, aber wir sind alle sehr froh mit den Jungs, die wir hier für dieses Finale zur Verfügung haben.
Wir sollten überzeugt sein von dem sein was wir tun und das dann auch im Detail gut umsetzen.
Wie nimmst du aktuell die Stimmung in der Mannschaft wahr?
Sehr positiv. Wir verändern keine Abläufe, sondern vertrauen auf das, was wir die ganze Saison gemacht haben.
Die Stimmung war außergewöhnlich gut. Die sollten wir genau so mitnehmen und trotzdem konzentriert bleiben. Ich glaube schon, dass jeder weiß, was wir in dieser Woche brauchen, um am Samstag dann auf den Punkt da zu sein.
Was für ein Gegner wartet mit Eintracht Frankfurt auf uns?
Frankfurt ist eine Mannschaft, die gut organisiert ist, Fußball arbeitet, Fußball spielt und viele gute Kicker in ihren Reihen hat. Wir müssen nicht über die Qualität von Kolo Muani, Lindström und Götze im Offensivbereich reden. Zudem haben sie mit Rode einen Kapitän, der die Mannschaft führt und einen Hasebe mit sehr viel Erfahrung. Also gibt es auch bei der Eintracht eine sehr gute Mischung.
Es wird darum gehen, dass man einfach die Geschichte des Spiels auf seine Seite zieht, dass man bei sich bleibt, sich auf sich selbst konzentriert. Wir sollten überzeugt sein von dem sein was wir tun und das dann auch im Detail gut umsetzen, weil Frankfurt eine Mannschaft ist, die uns alles abverlangen wird.
Man hat nach dem Pokalsieg 2022 gespürt, wie sich die Stadt und die Fans hier nach einem großen Titel gesehnt haben. Macht es das für dich nochmal ganz besonders, für deine Stadt Leipzig in einem Finale zu stehen?
In diesem Finale stehen wir alle zusammen. Fakt ist, dass es meine Stadt ist – ich bin hier geboren, ich liebe Leipzig. Dazu gehört natürlich auch die Region Mittel- und Ostdeutschland, das ist meine Heimat. Jetzt das zweite Mal hintereinander die Möglichkeit zu haben den Titel nach Leipzig zu holen, ist besonders. Und das würden wir unseren Fans natürlich auch gerne wieder schenken.
Was zeichnet für dich unsere Fans aus? Du durftest sie ja jetzt knapp eine Saison erleben.
Was sich hier über die Jahre entwickelt hat, ist schon außergewöhnlich. Es ist ein Stück weit anders, als anderswo – aber es ist sehr emotional. Man spürt, wie sehr die Leute mitfiebern, wie sehr sie uns den Erfolg wünschen und wie sehr sie sich identifizieren mit dem Verein.
Wir dürfen trotz ambitionierter Ziele gerne demütig bleiben und auch mal selbst über uns lachen. Wir sind schon mittlerweile eine echte Nummer in Fußballdeutschland, nicht nur auf, sondern auch neben dem Rasen. Wenn man sieht wie viele Fans mit zu Champions-League-Spielen ins Ausland reisen oder wie viele in München dabei waren, dann zeigt das schon, dass sich hier etwas entwickelt.
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Schauen wir noch einmal auf unseren Weg ins Finale. Wir haben ja bereits den ein oder anderen Brocken in dieser Saison gemeistert …
… und wir haben noch einen Brocken vor uns. Wir stehen verdient im Finale, haben sehr gute Pokalspiele absolviert und waren immer auf den Punkt da in den K.o.-Spielen. Jetzt freuen wir uns drauf, fahren am Freitag nach Berlin und wollen mit allem, was wir haben, den Pokal nach Leipzig holen.
Wie sieht deine persönliche Final-Vorbereitung aus? Gibt es etwas, womit du dir vor so einem wichtigen Spiel nochmal Kraft holst?
Ich muss auf jeden Fall nochmal zuhause den Rasen mähen. (lacht) Ansonsten bleibt das dabei wie vorhin schon erwähnt: die Dinge möglichst normal anzugehen. Ich werde trotz des anstehenden Endspiels anständig schlafen können.
Wird deine Familie als Support vor Ort sein?
Meine Familie wird da sein, ja. Das bringt natürlich auch nochmal Kraft für diese letzte Aufgabe der Saison.