Jubiläum. Rückschläge. Spezielle Momente. | Das sagt Lukas Klostermann
Verteidiger im exklusiven Interview | Neunjähriges Jubiläum bei RB Leipzig
Lukas Klostermann geht in seine zehnte Saison bei RB Leipzig. Der Defensivmann wechselte 2014 vom VfL Bochum in die Messestadt und erlebte den steilen Aufstieg des Klubs hautnah mit.
Zum neunjährigen Jubiläum hat Klosti mit uns über spezielle Momente im RBL-Trikot, die neue Saison und Leipzig, das zu seiner zweiten Heimat geworden ist, gesprochen.
Lukas, du hast dich während der letzten Länderspiele im Juni beim DFB verletzt, musstest wegen einem Muskelbündelriss im Oberschenkel große Teil der Sommer-Vorbereitung individuell bestreiten. Gegen Bayern im Supercup hast du dich mit einem Kurzeinsatz zurückgemeldet. Deswegen die wichtigste Frage zu Beginn: Wie geht es dir?
- "Ich fühle mich wieder richtig fit und habe die Verletzung gut überstanden. Pünktlich zum Saisonstart konnte ich wieder voll ins Geschehen eingreifen, das macht mich sehr glücklich. Es ist einfach ein sehr gutes Gefühl, wieder mit den Jungs auf dem Platz zu stehen und angreifen zu können. Wir wollen erfolgreiche Monate einläuten und so viele Spiele wie möglich gewinnen. Dabei will ich dem Team helfen."
Die vergangene Spielzeit ging sehr gut für dich zu Ende. Zum einen mit dem Pokalsieg, zum anderen aber auch mit viel Spielzeiten. Du hast unter anderem im Pokalfinale zur Startelf gehört und durch gute Leistungen überzeugt. Dann kam die Verletzung, leider nicht die erste. Wie gehst du persönlich mit solchen Rückschlägen um?
- "Im ersten Moment ist das natürlich enttäuschend und nicht ganz so einfach, wenn so ein Rückschlag kommt. Allerdings habe ich in den vergangenen Jahren gelernt, mit Verletzungen umzugehen und mich davon nicht aus der Bahn werfen zu lassen. Die Reha verläuft häufig wellenförmig, es gibt immer wieder Hochs und Tiefs. Je länger du als Spieler dabei bist, desto besser lernst du, dich damit auseinanderzusetzen und einfach weiter am Comeback zu arbeiten, ohne negative Gedanken aufkommen zulassen.
Insgesamt bin ich aber sehr zufrieden, wie es nach der Verletzung gelaufen ist. Auch, wenn ich während der Vorbereitung viel individuell gearbeitet habe, war ich nah an den Jungs dran und konnte meine Reha auch im Trainingslager fortführen. Das macht dann doch etwas mehr Spaß, als ganz allein auf dem Platz zu stehen."
Nun bist du zum Glück zurück. In unserer Defensive gab es im Sommer einige Wechsel. Mit welchem persönlichen Ziel gehst du in die Saison?
- "Ich möchte so viele Spiele wie möglich machen – das ist klar. Dennoch stehen für mich immer die Ziele des Klubs und der Teamerfolg über allem. Wir haben einen qualitativ sehr hochwertigen Kader und sind auch in der Breite richtig gut aufgestellt. Wenn alle Jungs fit sind, können wir zwei Top-Teams stellen. Dementsprechend gibt es einen großen Konkurrenzkampf. Das ist aber genau das, was wir brauchen – das bringt uns nach vorne. Wir haben viele Spiele, wollen in allen Wettbewerben vorne mitspielen und benötigen daher auch diese Tiefe im Kader.
Natürlich freue ich mich, wenn ich spiele und der Mannschaft damit helfen kann. Mir ist aber auch bewusst, dass ich durch meine Verletzung noch nicht so viele gemeinsame Trainingseinheiten mit den Jungs hatte und man ab und an auch etwas Geduld benötigt.
Ich bin mir aber sicher, dass alle auf ihre Spielanteile kommen werden, das hat die vergangene Saison unter Marco bewiesen. Ich werde im Training alles reinlegen und dann sehen wir, was dabei rauskommt."
Das Tor von Fabio Coltorti - einfach unvergesslich.
Ob Außenverteidiger, rechter Innenverteidiger in einer Dreier- oder Viererkette – auf dich ist immer Verlass. Wo fühlst du dich am wohlsten?
- "Grundsätzlich bin ich nicht auf eine Position festgefahren. Im Gegenteil: Ich finde es spannend, verschiedene Positionen zu bekleiden und so immer wieder unterschiedliche Aufgaben gestellt zu bekommen. Mir macht es Spaß, eine gewisse Flexibilität mitzubringen. Das macht es auch für unsere Gegner schwieriger, da wir viele Spieler im Kader haben, die auf mehreren Positionen spielen können."
Du bist seit 2014 bei RB Leipzig und hast den Weg von der 2. Bundesliga über die Champions League bis zum zweifachen Pokalsieg miterlebt. Welche Erinnerungen kommen dir in den Sinn, wenn du auf die neun Jahre zurückblickst?
- "Da gibt es sehr viele schöne Momente. Beispielsweise die Aufstiegsfeier 2016 hier in Leipzig, die beiden Pokalsiege in Berlin oder das erste Champions-League-Spiel in der Red Bull Arena gegen Monaco.
Auch in der Mannschaft sprechen wir öfter darüber, welch positive Entwicklung der Klub genommen hat – gerade mit den Jungs, die schon länger dabei sind wie Yussi Poulsen, Emil Forsberg oder Pete Gulacsi. Erst heute haben wir über die Partie gegen Darmstadt 2015 gesprochen. Damals benötigten wir unbedingt einen Sieg, ich traf dann sogar auch noch zum 1:1 – auch wenn ich eher angeschossen wurde (lacht).
Das wirkliche Highlight war aber das Siegtor in der Nachspielzeit, dass unser damaliger Torhüter Fabio Coltorti nach einer Ecke in Stürmermanier erzielte. Danach trugen wir ihn auf unseren Schultern durch die Arena. Das war einfach ein unvergesslicher Abend und sorgt noch heute für gute Laune bei uns."
Die Leute im Klub sind offen für Neues. Den neuen Spielern wird die Integration leicht gemacht.
Was zeichnet RB Leipzig für dich aus?
- "Es ist für mich schon eine besondere Geschichte, dass wir hier noch einige Spieler und viele Mitarbeiter im Klub haben, die den Weg von der 3. oder 2. Liga bis heute mitgegangen sind. Dennoch nehme ich den Klub und die Leute hier als sehr offen für Neues wahr. Neuen Spielern wird es hier einfach gemacht, sich zu integrieren und wohlzufühlen, um das volle Potential auszuschöpfen. Wir haben in dieser Saison eine sehr gute Mischung im Team – ich freue mich auf diese Spielzeit und bin gespannt, wie wir uns schlagen."
Bei der Aufstiegsfeier 2016 warst du am Schlagzeug zu finden. Bist du immer noch musikalisch unterwegs – und wie verbringst du deine Freizeit?
- "Ehrlich gesagt habe ich es etwas schleifen lassen mit der Musik. Ich trage aber schon länger den Gedanken in mir herum, mir wieder ein Schlagzeug anzuschaffen, das steht weit oben auf meiner To-do-Liste. Dann aber vermutlich ein elektronisches Schlagzeug – meinen Nachbarn zuliebe. Ansonsten bin ich gerne draußen mit dem Rad unterwegs oder spiele Padel-Tennis. Leipzig und die Umgebung haben mit den verschiedenen Seen und Grünflächen viel zu bieten."
Hast du einen Lieblingsort in Leipzig?
- "Da gibt es viele. Nach neun Jahren ist Leipzig schon ein Stück Heimat geworden. Jetzt im Sommer bin ich gerne im Clara-Zetkin-Park oder am Cossi, erkunde aber auch die Region um Leipzig herum."
In den letzten Jahren warst du bei den Sprintleistungen meist sehr weit oben. Im Sommer sind einige Sprinter dazugekommen. Wie sieht es aktuell im teaminternen Ranking aus, bist du immer noch die Nummer eins?
- "Ich glaube schon, dass ich da immer noch vorne mit dabei bin. Wer aber aktuell die Nase vorne hat, das kann ich nicht genau sagen. Mit Lois Openda haben wir einen blitzschnellen Spieler dazu bekommen. Dann gibt es noch ein paar andere Jungs, die ganz gut unterwegs sind. Wir legen jetzt erst einmal los und gucken dann, wer am Ende der Saison bei den Datenerhebungen vorne steht. Es gibt aber definitiv wichtigeres, als der Schnellste zu sein."
Beispielsweise ein Heimsieg gegen Stuttgart. Der VfB kommt mit einem 5:0-Sieg mit Selbstvertrauen nach Leipzig. Wie schätzt du den kommenden Gegner ein?
- "Das war natürlich ein Ausrufezeichen. Sie haben es schon zum Ende der letzten Saison unter ihrem neuen Trainer Sebastian Hoeneß stark gemacht und haben gegen Bochum gezeigt, dass sie torgefährlich sind. Sie haben wichtige Spieler verloren, aber auch gute neue Jungs dazu geholt. Deswegen wird es eine schwere Aufgabe für uns, dessen sind wir uns bewusst.
Nichtsdestotrotz wollen wir das Spiel vor unseren Fans aber gewinnen. Das ist unser Anspruch. Wir freuen uns schon sehr darauf, am Freitagabend vor einer tollen Kulisse einen coolen Heimauftakt zu haben. Wir haben alle Bock. Freitagabend, Flutlicht, volles Stadion – besser kann man es sich eigentlich nicht wünschen."