RBL-Abwehrboss Willi Orbán im Interview: „Ich bin besessen!“

Willi Orbán spricht über Ingwer-Cocktails, Steak zum Frühstück und seinen großen Hunger auf weitere Pokale

Willi, lass uns auf dieses Fußball-Jahr schauen. Wir haben viel erreicht: Europa-League-Halbfinale, Pokalsieg, Champions-League-Qualifikation, aber auch eine verrückte Hinrunde hingelegt. Wie würdest du das Jahr zusammenfassen? 
Es waren sicher extrem viele Wellen dabei und es war wirklich turbulent. Aber insgesamt natürlich auch sehr positiv mit dem Pokalsieg, der alles überstrahlt. In der aktuellen Saison haben wir besonders in der letzten Phase eine überragende Serie hingelegt. Gerade zu Hause in der Red Bull Arena vor unseren Fans haben wir stark performt und jetzt haben wir eine gute Ausgangsposition für die Rückrunde. 
 
Hast du dich für unseren Pokalsieg irgendwie belohnt? Der ein oder andere Spieler hat sich zum Beispiel einen Pokalsieger-Ring anfertigen lassen. Was war deine Belohnung? 
Das war zuallererst auf jeden Fall die fette Party, wir haben alle miteinander überragend gefeiert. Auch die Ibiza-Reise mit dem Team war top. Ich habe mir – wie viele Jungs – ein Duplikat des Pokals herstellen lassen, dass jetzt bei mir daheim ein schönes Plätzchen auf dem Schrank bekommen hat. Aber da ist noch viel Platz für weitere Trophäen in der Zukunft. 
 
Welche Trophäe würdest du dir am liebsten neben dein Pokalduplikat stellen? 
Auf nationaler Ebene wäre so eine Meisterschale natürlich sensationell. International gibt es vermutlich nichts Größeres als die Champions League, wenn man mal ganz groß träumen darf. Aber auch bei einem zweite Pokalsieg würde ich nicht Nein sagen. Also, wie gesagt, im Schrank ist schon noch ein bisschen Platz. 
 
Du setzt extrem auf gesunde Ernährung. Aber zum Pokalfinale hast du schon gesündigt, oder? 
Ja, klar! Das ist in diesem Fall auch normal und da gehört auch bei mir schon mal Alkohol dazu. So ein Sieg ist einfach ein Anlass, wo du die Sau rauslassen kannst, und ich habe mit den Jungs auch ordentlich Gas gegeben. 
 
Was ist der liebste Longdrink von Willi Orbán, wenn die Sau rausgelassen wird? 
Moscow Mule schmeckt schon gut – da hat man auch immerhin ein bisschen Ingwer als etwas Gesundes dabei für das gute Gewissen (lacht). 

Den Pokal-Sieg haben wir uns im Klub verdient. Dass die harte Arbeit in all den Jahren nun endlich belohnt wurde, hat auch Lust auf mehr gemacht!
Willi Orbán

Gibt es, abgesehen vom Pokalfinale, noch ein anderes Spiel in diesem Jahr, das du als speziell oder herausragend für die Mannschaft einstufen würdest? 
Ich glaube, die Sieg-Serie am Ende war schon außergewöhnlich und hat Spaß gemacht, gerade auch die Heimspiele, die wir fast alle gewinnen konnten. Das gibt einem ein überragendes Gefühl! 

Zu Beginn des Jahres hatten wir zudem viele internationale Spiele – das waren tolle Erfahrungen. Aber ich kann immer wieder nur den Pokalsieg hervorheben, der überstrahlt alles. Als erster großer Titel für den Verein war das sehr emotional. Den Sieg haben wir uns im Klub auch alle verdient. Dass die harte Arbeit in all den Jahren nun endlich belohnt wurde, hat auch Lust auf mehr gemacht!

Du hast 2022 sechs Tore geschossen. Bist du zufrieden mit dieser Ausbeute? 
Ja, das passt. Mein Anspruch ist es, auch als Abwehrspieler sechs bis sieben Tore pro Jahr zu schießen, das habe ich in diesem Jahr ganz gut hinbekommen. 
 
Deine Tore waren fast alle sehr wichtige Treffer. Zum Beispiel das 1:1 gegen Bielefeld als entscheidender Treffer zur Champions-League-Qualifikation, das 1:0 gegen Real Sociedad für das Weiterkommen in der Europa League oder auch beim 3:0 gegen Dortmund in der Bundesliga hast du die wichtige Führung markiert. Würdest du eines deiner Tore in diesem Jahr herausheben? 
Jedes Tor freut mich! Als Abwehrspieler mach ich nicht so viele Tore. Ich habe es bislang gar nicht so auf dem Schirm gehabt, dass fast jedes meiner Tore so wichtig war. Der Treffer gegen Dortmund im September war nach dem Trainerwechsel mit wenig Zeit zur Vorbereitung schon sehr wichtig. Dortmund ist ein starker Gegner und das Spiel gleich so zu eröffnen war herausragend. Trotzdem versuche ich in erster Linie mal gut zu verteidigen … 

20 Tore für Leipzig - Willi Orbán kommentiert seine Treffer

Du hast schon angesprochen, wie überragend es in der Hinrunde vor allem daheim lief. Du hast nach dem letzten Heimspiel des Jahres noch ein paar starke Worte an die Fans gerichtet – inklusive Gesang … 
(lacht) Das kam ziemlich spontan und das haben sich unsere Fans einfach auch verdient. Ich wollte hier im Namen des Teams einfach auch unseren Dank an die Fans für ihren Support aussprechen, der großartige war – auch das ist ein Grund für unsere Heimserie und wie stark, wir in der Red Bull Arena sind. Wir haben so zusammen noch einmal ein herausragendes Jahr feiern können und uns war es wichtig als Mannschaft, unseren Fans unsere Dankbarkeit noch einmal mitzugeben. 
 
Unser Fangesang „Leipzig On Fire“ hat die Kurve erobert, die Fanhymne „Stolz des Ostens“ läuft mittlerweile in der Kabine. Nehmt ihr auch eine besondere Euphorie wahr? 
Ja, auf jeden Fall. Und jeder weiß, wie wichtig das ist. Was in dieser Saison passiert, ist einfach cool und wir spüren schon, dass der Support aus der Kurve noch einmal einen neuen Schub bekommen hat. So macht es unfassbar viel Spaß, zu Hause zu spielen und wir können mit den Resultaten und mit guten Leistungen auch etwas zurückgeben.

Danke RBL-Fans - Ansprache von Willi Orbán

Winterpause und Weihnachten stehen an. Hättest du gerne weitergespielt, weil wir gerade im Flow waren oder ist es doch ganz gut, mal eine Pause zu haben? 
Wir waren sicher gut drinnen, aber ich glaube, das Break jetzt tut uns auch gut. Die Feiertage stehen an und deswegen ist es schön, auch mal durchzuatmen. Wir wollen im neuen Jahr an die Serie anknüpfen und wir haben direkt ein Highlight-Spiel gegen den FC Bayern vor der Brust. So zu starten ist natürlich überragend und darauf freuen wir uns. 
 
Wie schaut bei dir Weihnachten aus? 
Ganz entspannt. Viel Zeit mit der Familie, wenig Trubel und gutes Essen. Ein bisschen trainieren gehört aber auch dazu. Es kommt eigentlich nie vor, dass ich mal zwei Tage am Stück gar nichts mache. Das ergibt auch keinen Sinn, denn gerade in der spielfreien Zeit kann man sehr gute Kraftreize setzen. Deshalb habe ich daheim zum Beispiel auch einen eigenen Kraftraum  und trainiere hier zusätzlich zweimal pro Woche. 
 
Du legst sehr viel Wert auf Fitness und Athletik. Ist das schon ein Spleen von dir? 
Ich lebe zu einhundert Prozent für meinen Beruf und investiere viel in meinen Körper. Mit den Jahren lernt man, was man braucht und was für einen selbst das Beste ist. Ich bin da schon irgendwie besessen und das muss auch so sein. Für mich ist das eine Form von Lifestyle. Dadurch ist mein Energielevel immer hoch. Ich werde nie eine Couch-Potatoe, auch nicht nach der Karriere. 
 
Du hast vor kurzem in einem Interview gesagt, dass du lieber ein Steak als Müsli zum Frühstück isst! 
Ja. Ich habe herausgefunden, dass mich Müsli am Morgen eher träge macht. Ich brauche Proteine als Kohlenhydrate. Es steht also auch mal ein Steak auf dem Frühstückstisch. Gluten und vor allem Weizenprodukte lasse ich ganz weg, esse stattdessen viel Fleisch und auch mal tierische Innereien. 
 
Etwas „Dreckiges“ esse ich nie. Aber ich nehme dennoch auch viel Zucker zu mir, um die Akkus wieder aufzuladen und trinke spezielle Cocktails, die mich mit Zusatzstoffen versorgen – zum Beispiel vor dem Einschlafen ein Magnesium-Drink, sodass der Körper runterfahren kann.

Fitness-Training zuhause mit Willi Orbán

Du wohnst seit einiger Zeit in einem Haus mit Grundstück. Wirst du als Ernährungsexperte jetzt auch noch zum Gärtner?  
Nein, nein. Natürlich bedeutet ein Haus mehr Verantwortung, aber ich bin niemand, der jeden Tag im Garten arbeitet, das ist alles gut angelegt und muss nur gepflegt werden. Da habe ich zum Glück Leute, die mir da etwas unter die Arme greifen.  
 
Du bist seit 2015 bei uns. Musst du dich manchmal kneifen und schaust zurück, wie alles begonnen hat? Als junger Spieler aus Kaiserslautern zu RB Leipzig, der Weg in die Bundesliga und Champions League. Jetzt Pokalsieger und Real Madrid in der Königsklasse besiegt … 
Ab und an schon und mir wird dann vor allem bewusst, dass wir schon verdammt viel erlebt haben. Aber die Zeit läuft und jede Saison toppt nochmal die vorherigen Spielzeiten. Es ist spannend, dass die Reise immer noch weiter geht und welche der Spieler seit 2015 immer noch Teil davon sind. Ich denke schon, dass wir uns immer noch verbessern und viel erreichen können. Man kann sicher mal zurückschauen und darauf stolz sein, aber es gibt noch viel zu tun und wir sind noch nicht fertig.

Die Jahres-Highlights von Willi Orbán

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