Leverkusen. Zukunftspläne. Bester Kumpel. | Kevin Kampl im Interview
Kevin Kampl vor #B04RBL | RBL-Mittelfeldmann spricht über Bayer Leverkusen, eine mögliche Trainerkarriere mit bekanntem Co-Trainer und Xabi Alonso
Kevko, für dich lief es im Heimspiel gegen Augsburg mit einem Tor und Assist sehr gut. Zudem standest du zuletzt häufig auf dem Platz. Wie fühlst du dich aktuell und was bedeuten dir persönliche Erfolge wie Tore und Vorlagen?
Klar ist es ein schönes Gefühl, Tore zu machen. Leider konnte ich nicht richtig jubeln, weil mir kurz die Luft weggeblieben ist. Aber allgemein bedeuten mir Tore nicht viel. Ich weiß, dass ich nicht der Spieler bin, der in einer Saison 25 Tore schießt. Ich habe zu Beginn meiner Karriere in Fürth, Osnabrück oder Salzburg offensiver gespielt und da auch noch das ein oder andere Tor mehr erzielt und vorbereitet.
Auch, wenn ich gegen Augsburg wieder etwas weiter vorne positioniert war, liegt mein Kerngeschäft mittlerweile weiter hinten. Ich bin ein Sechser, der gerne sehr aktiv am Spielgeschehen teilnimmt, mit und gegen den Ball.
Aber das Tor gegen den FCA hat mich dennoch sehr gefreut. Meine Frau hatte einen Tag vorher Geburtstag, zudem waren meine Kinder nach längerer Zeit wieder mal im Stadion. Deswegen war es für mich schon etwas sehr Besonderes, an dem Tag zu treffen, an dem meine Familie in der Red Bull Arena war. Meine Kids dann nach dem Spiel mit auf den Platz zu nehmen, ist immer etwas Spezielles. Und natürlich hat es mich sehr gefreut, dass ich dem gesamten Team mit dem Tor weiterhelfen konnte.
Leverkusen ist das formstärkste Team der Bundesliga, hat seit 11 Spielen (8 Siege) nicht mehr verloren. Was macht die Werkself so stark?
Ich glaube, dass durch den Trainerwechsel die Trendwende gelungen ist. Bayer hatte einen relativ schwachen Saisonstart, aber die Handschrift von Xabi Alonso ist seit einigen Monaten deutlich zu erkennen. Sie setzen auf einen schnellen Tempofußball, sind aber auch sehr stark im Ballbesitz und vertrauen auf ihre Fähigkeiten mit dem Ball am Fuß. Mit Spielern wie Diaby, Frimpong oder Adli bringen sie gerade über die Außen sehr viel Tempo mit.
Sie spielen sehr gradlinig Richtung Tor, setzen immer wieder auf Dreiecks-Formationen in den verschiedenen Spieldritteln und auf 1:1-Situationen, weil sie wissen, dass sie technisch versierte Spieler in ihren Reihen haben. Und wenn du im Fußball ein paar Spiele in Serie gewinnst, kommt das Selbstverständnis. Das ist bei Bayer in den letzten Wochen gut zu sehen.
Zuletzt konnten sie aber zweimal nicht gewinnen. Wir wissen, wie wir sie bespielen können.
Wir kommen mit drei Siegen im Rücken nach Leverkusen, wissen was wir können und verfolgen klare Ziele.
Bayer ist dein Jugendklub. Freust du dich auf die Rückkehr an deine alte Wirkungsstätte?
Ich war insgesamt 16 Jahre bei Bayer Leverkusen, die BayArena ist nur 15 bis 20 Minuten von meinem Elternhaus entfernt. Große Teile meiner Familie und meiner Freunde leben noch in der Gegend, viele werden auch am Sonntag im Stadion sein. Ich kenne gefühlt jeden im Verein, bin in der F-Jugend zu Bayer gekommen und habe bis zu den Profis dort gespielt. Deswegen habe ich zu Leverkusen noch immer eine spezielle Verbindung.
Mit Karim Bellarabi spielt einer meiner besten Freunde im Fußball noch in Leverkusen. Wir haben von 2015 bis 2017 gemeinsam das Bayer-Trikot getragen und uns von Anfang an sehr gut verstanden. Wir stehen auch jetzt noch in regelmäßigem Kontakt. Ihn wiederzusehen, freut mich jedesmal.
Du warst zweimal bei Bayer unter Vertrag (1997 – 2009 und 2015- 2017). Wie blickst du auf deine Zeit in Leverkusen zurück?
Ich habe Bayer als sehr junger Kerl verlassen und bin über die Stationen Salzburg und Dortmund als gestandener Profi zurückgekehrt. Ich hatte gerade nach meiner Rückkehr nach Leverkusen zwei gute Jahre, wir waren erfolgreich – das hat Spaß gemacht. Ich freue mich auf die Rückkehr, bin aber sehr glücklich, als Spieler von RB Leipzig dort aufzuschlagen.
Unsere Bilanz in Leverkusen liest sich gut, bislang sind wir ungeschlagen (3 Siege, 3 Remis, 0 Niederlagen). Warum bleibt unsere Serie auch am Sonntag bestehen?
Wir kommen mit drei Siegen im Rücken nach Leverkusen, wissen was wir können und verfolgen klare Ziele. Wir wollen uns über die Liga wieder für die Champions League qualifizieren und Leverkusen in der Tabelle auf Abstand halten. Zudem sind einige wichtige Spieler in unserem Kader wieder fit – das hilft uns enorm weiter. Mit Christo Nkunku und Dani Olmo sind wir noch stärker.
"HABIBIS" mit Kevin und Emil
Innerhalb des Teams wird dir nachgesagt, dass du dir vorstellen kannst, irgendwann Trainer zu werden. Du beschäftigst dich viel mit Fußball. Am Sonntag treffen wir mit Xabi Alonso auf einen spannenden Coach, der in Leverkusen sein erstes Profiteam betreut. Wie siehst du den Spanier?
Ja, das stimmt. Ich beschäftige mich schon damit, vielleicht nach meiner aktiven Karriere als Spieler, Trainer zu werden. Das würde mir sehr viel Spaß machen.
Ich schätze Xabi Alonso als jemanden ein, der als Profi enorm viel Erfahrung gesammelt und bei Klubs wie Liverpool, Real Madrid oder Bayern München über Jahre auf absolutem Topniveau gespielt hat. Durch die Trainer, die er auf seinen verschiedenen Stationen hatte (u.a. Guardiola, Ancelotti, Benitez), konnte er eine Menge für seine eigene Trainer-Karriere mitnehmen.
Zudem bringt er als ehemaliger Weltklasse-Spieler eine gewisse Ausstrahlung mit, die auf seine Jungs im Kader eine Wirkung hat. Er hat die letzten Jahre genutzt, um seine eigene Spielidee zu entwickeln und diese stetig weiter voranzutreiben. Er ist auf einem guten Weg. Er macht einen super Job in Leverkusen. Mir macht es Spaß, ihn auf seinem Weg zu beobachten.
Während des Interviews ist Emil Forsberg zum Gespräch dazugestoßen. Emil und Kevko sind seit Jahren prägende Gesichter der Roten Bullen, verstehen sich auf und neben dem Platz prächtig. Auf Nachfrage, ob wir die beiden auch nach der aktiven Fußballer-Karriere vereint sehen, benötigt Kevko keine Bedenkzeit.
Ja, irgendwann sehen wir den Cheftrainer Kevin Kampl mit seinem Co-Trainer Emil Forsberg an der Seitenlinie. Aber das hat noch etwas Zeit. (beide lachen)
Die nächste Trainer-Generation ist also gesichert!