Şaban Uzun - Der RBL-Frauen-Trainer im Portrait

35-jähriger seit Saisonstart Trainer der RBL-Frauen | Bereits mit 26 Jahren seinen ersten Trainerposten als seinerzeit jüngster Cheftrainer der Frauen-Bundesliga | Nach Auszeit für Weiterbildung und Hospitationen Rückkehr an die Seitenlinie bei RB Leipzig

"Ich freue mich auf diese extrem spannende Aufgabe", sagte Şaban Uzun zu seinem Start bei RB Leipzig. Der neue Cheftrainer der RBL-Frauen ist seit Juni in Leipzig. Wir blicken in sein Leben und darauf, wieso er sich nach zweijähriger Trainer-Auszeit zur Rückkehr für die Messestadt entschieden hat.

„Es war der Klassiker“, findet Şaban Uzun: Zunächst kickte der gebürtige Tübinger auf dem benachbarten Bolzplatz, von dort nahmen Freunde den 7-Jährigen mit zum örtlichen Fußballverein TuS Ergenzingen. „Daraus ist eine große Leidenschaft geworden.“

Schon mit 14 Jahren leitete Şaban in der Schule eine Fußball-AG, mit 18 coachte er dann auch erstmals ein Team im Verein. „Zeitweise war ich als Spieler, Trainer und Schiedsrichter aktiv - es gab praktisch 7 Tagen die Woche 24 Stunden nur den TuS Ergenzingen“, erinnert er sich lachend. Der Verein war übrigens auch der Heimatklub von Jürgen Klopp, weshalb Şaban in einer Biografie über den Liverpool-Coach das erste Kapitel zu dessen Anfänge beisteuern konnte.

„Ich hatte früh den Traum, Trainer zu werden“, so der heutige A-Lizenz-Inhaber. Nach dem Zivildienst studierte er in Tübingen Sportwissenschaften mit den Schwerpunkten Fußball und Sportpsychologie. Parallel dazu war er U11- und Technik-Trainer Kleinfeld beim renommierten Nachwuchs des VfB Stuttgart. Die Altersklasse darüber wurde zur selben Zeit von den ebenfalls am Anfang ihrer Trainerlaufbahn stehenden Domenico Tedesco und Andreas Hinkel betreut.

Nach seinem Bachelor-Abschluss übernahm Şaban im Januar 2014 als jüngster Bundesliga-Trainer die Frauen des VfL Sindelfingen, deren Abstieg aus der höchsten Spielklasse allerdings in der Winterpause schon fast besiegelt war. „Dennoch war es mit die beste Entscheidung, die ich je getroffen habe. Die Zeit in Sindelfingen hat mich als Mensch und Trainer weitergebracht und ich konnte mir den Traum verwirklichen, hauptamtlich als Trainer zu arbeiten.“ Es folgten drei Jahre mit Sindelfingen in der 2. Liga, ehe er zwei Jahre lang die U20 des VfL Wolfsburg ebenfalls in der zweithöchsten Spielklasse betreute. Dort waren die Voraussetzungen natürlich noch einmal deutlich professioneller.

Das Heranführen von Talenten an die Bundesliga war aber auf Dauer doch nicht befriedigend, da eine 2. Mannschaft letztlich immer zweitrangig in der Priorität bleibt. „Ich hatte das Gefühl, dass ich etwas anderes brauche und meine Komfortzone verlassen muss“, begründete Şaban seinen Entschluss, eine zweijährige Auszeit zu nehmen. Er reiste durch Europa und hospitierte bei verschiedenen Vereinen, so auch in Lissabon und Salzburg. „Ich habe mich wieder als Lernender gesehen und wollte mich weiterbilden.“ Es folgte ein Jahr als Verbandssportlehrer des Württembergischen Fußball-Verbands, wo er Trainer ausbildete, aber auch männliche Auswahlteams betreute. Dabei stellte er fest: „Frauen sind sehr reflektiert, sie hinterfragen das Training stärker als Männer. Darauf muss man als Coach sehr gut vorbereitet sein.“

Als vor dieser Saison der Kontakt nach Leipzig zustande kam, gab es für Şaban kein langes Überlegen: „RBL ist ein Verein, der einen mitreißt: Mutig und selbstbewusst, mit Visionen und Werten. Außerdem suchen die Bedingungen und die Infrastruktur in der 2. Liga ihresgleichen.“ Dass die Erwartungshaltung nach Platz drei im Vorjahr hoch ist, schreckt den 35-Jährigen nicht: „Wer kein Ziel hat, hat auch keinen Kompass. Natürlich wollen wir hoch in die Bundesliga. Der Erfolg soll allerdings nachhaltig sein. Daher ist das als ein längerer Prozess zu betrachten, der ja auch schon vor meiner Zeit gestartet wurde. Hierauf lässt sich aufbauen.“ Der Coach möchte daher „gar nicht so viel verändern“, sondern nur „an einigen Stellschrauben drehen“. Bei der mit 70 Toren besten Offensive der Liga standen in der Vorsaison mit 46 Treffern zu viele Gegentore zu Buche. Hier gilt es, die richtige Balance finden.

„Viele Bälle erobern, den Ball haben, Tore erzielen“, so lässt sich Şabans Vorstellung von einer attraktiven Spielweise umschreiben, die er auch in der Philosophie von RBL wiederfindet. Allerdings hält er nichts davon, einer Mannschaft eine Spielweise vorzugeben, ohne die Spielertypen dafür zu haben: „Man sollte etwas spielen lassen, was auch dem Charakter der Mannschaft entspricht.“ In der letzten Saison mussten die RBL-Frauen mehrfach vermeidbare Punktverluste hinnehmen, da das vorhandene sportliche Potenzial nicht auf den Platz gebracht werden konnte. Angesichts der hohen Erwartungshaltung einerseits, der Gefahr des Unterschätzens mancher Gegner andererseits ist der Trainer auch in hohem Maße als Psychologe gefragt: „Wir werden die Spielerinnen so vorbereiten, dass sie wissen, was sie an jedem Spieltag erwartet. Wir wollen auf dem Platz gute Lösungen haben und diese schnell abrufen.“

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