"Ich wollte schon immer eine Führungsspielerin sein!"

Topspiel-Interview mit Johanna Kaiser | Kapitänin der RBL-Frauen blickt auf das Heimspiel gegen Tabellenführer Meppen | Als Tabellendritter den Anschluss halten | Anstoß: Sonntag, 11.00 Uhr, Stadion am Bad in Markranstädt

Die Aufstiegschancen wahren! Dafür muss am kommenden Sonntag im Stadion am Bad in Markranstädt (zum Online-Ticketshop) ein Heimsieg unserer RBL-Frauen im Zweitliga-Topspiel gegen den SV Meppen her!

 Alles andere als eine leichte Aufgabe gegen die Bundesliga-Absteigerinnen aus der Vorsaison. Aber für das große Ziel "Aufstieg in die 1. Liga" müssen über kurz oder lang auch solche Gegner in die Knie gezwungen werden. "Die Qualität dazu haben wir!", sagt RBL-Kapitänin Johanna Kaiser

Und ihrem Urteil darf man definitiv Glauben schenken, lief die gebürtig aus Halle stammende Abwehrspieler bereits in der höchsten deutschen Spielklasse für die TSG Hoffenheim auf. 

Im Topspiel-Interview haben wir uns mit ihr vor dem Kracher gegen Meppen unterhalten.
 

Vorbereitung aufs Topspiel

Hallo, Johanna! Das müssen wir dich einfach Fragen: Wie häufig wirst du hier bei RB Leipzig auf deinen Nachnamen angesprochen?

(lacht) Tatsächlich fast nie. Das fand ich auch überraschend und ich habe damit gerechnet, dass es häufiger vorkommt. Aber bisher wirklich nur sehr vereinzelt. 

 

Da hätten wir jetzt auch mit etwas mehr gerechnet. Schlussendlich hast du ja noch eine weitere Gemeinsamkeit mit Dominik Kaiser. Ihr beide seid von der TSG Hoffenheim zu RB Leipzig gekommen. Was hat dich damals dazu bewogen, den Schritt zu gehen? Auf dem Papier liest es sich ja wie ein Rückschritt - von der Bundesliga zurück in die Regionalliga?

Es war für mich zum Einen einfach der richtige Zeitpunkt, diesen Wechsel vorzunehmen. Grundsätzlich war ich damals mit meiner Position bei der TSG Hoffenheim nicht mehr vollends zufrieden. Hinzu kam, dass ich in diesem Moment mit meinem Bachelor-Studium fertig wurde und wusste, dass ich meinen Master-Abschluss gerne an einem anderen Ort machen wollen würde. Ein Umzug nach Leipzig bedeutete für mich eine Rückkehr in die „Alte Heimat“, schließlich komme ich ursprünglich aus Halle und habe seitdem ich 12 Jahre alt bin im Magdeburger Internat gelebt. Zum Anderen und auch zum Großteil wird die Entscheidung des Wechsels aber damit begründet, dass ich eine Spielerin bin, die gerne Verantwortung übernimmt. Die mir von RB Leipzig vorgestellte Spielidee und Philosophie deckte sich mit meinen Vorstellungen, weshalb ich es in Kauf genommen habe, zunächst wieder in der Regionalliga zu spielen. Dafür bekomme ich als Kapitänin dieser tollen Mannschaft das Vertrauen und die Perspektive, hier etwas aufzubauen und jüngeren Spielerinnen zur Seite zu stehen und gemeinsam Erfolg zu haben.

 

Wie habt ihr euch deiner Meinung seit deinem Wechsel entwickelt? Letztendlich habt ihr nur eine Saison in der Regionalliga gespielt. Dann kam der Aufstieg in Liga 2. Daran anschließen wollen wir die Frage, wie groß aber auch der Leistungs-Sprung von der 2. Bundesliga in die 1. Liga ist?

Seit meinem Wechsel haben wir schon hervorragende Fortschritte gemacht. Insbesondere im taktischen Bereich konnten wir meiner Meinung nach deutliche Steps nach vorne machen. Wir haben sowohl Offensiv wie Defensiv taktisch als Mannschaft wirklich viel dazugelernt. Mittlerweile haben wir unsere Spielprinzipien verinnerlicht. Diese Entwicklung zu beobachten macht Spaß und ist natürlich noch nicht am Ende. Wir wollen uns in allen Bereichen stetig verbessern und arbeiten hart dafür. Daneben haben wir uns natürlich auch personell verstärkt – für mich ein normaler Prozess, will man langfristig in die 1. Bundesliga aufsteigen. Denn der Unterschied zwischen den Ligen liegt meiner Auffassung nach häufig insbesondere in der Kostanz der Leistungen. Oftmals haben wir in dieser Spielzeit bereits 45 herausragende Minuten gespielt, nur um anschließend einen kleinen Leistungsabfall zu erleben. Da müssen wir es einfach schaffen, konstant über die komplette Spielzeit Vollgas zu geben.
 

Denn die 1. ist das Ziel. Jetzt steht das Topspiel gegen die Tabellenführerinnen aus Meppen an. Wie schätzt du den Gegner ein?

Meppen hat als Bundesliga-Absteiger natürlich ganz klar das Ziel des direkten Wiederaufstiegs. Sie sind uns, was die Erfahrung angeht, ein Stück voraus. Ihr Kader hat sich kaum verändert. Sie haben viele Spielerinnen dabei, welche bereits in der Vorsaison in der 1. Liga gespielt haben. Wir treffen also auf einem spielerisch starken und sehr kampfbetonten Gegner.Ich bin aber davon überzeugt, dass wir Meppen fußballerisch in Nichts nachstehen und das wir definitiv mitspielen können! Im Hinspiel lief es beispielsweise eine Halbzeit lang sehr gut. Im zweiten Durchgang haben wir dann einen Gegentreffer nach dem anderen bekommen. Wir haben aber in der Folge hart daran gearbeitet, dass wir im Falle eines Gegentreffers schneller zu unserem Spiel zurückfinden.

 

Auf was wird es also ankommen am Sonntag?

Wir müssen unsere Zweikämpfe gewinnen! Das ist das A und O. Wenn man über die Zweikämpfe in die Partie kommt, vergeht dem Gegner häufig die Lust und man bekommt schneller Zugriff auf das Spiel! Denn die letzten Duelle haben gezeigt, dass wir momentan wirllich eine tolle Mentalität in der Mannschaft haben. Alle Spielerinnen haben Bock auf Fußballspielen, haben Bock zu gewinnen, haben Bock auf den Aufstieg. Aber wir müssen es schaffen, diese Leidenschaft 90 Minuten auf den Platz zu bekommen und uns schlussendlich mit dem richtigen Ergebnis zu belohnen.

 

Und wenn du es in drei Begriffen zusammenfassen müsstest?

Zweikampfstärke. 
Teamspirit. 
Spielidee.

 

Wunderbar! Wie schätzt du deine Rolle als Kapitänin in solchen Partien ein? Was bedeutet es für dich, deine Mannschaft als Spielführerin aufs Feld führen zu dürfen. 

Es macht mich sehr stolz, Kapitänin dieser Mannschaft sein zu dürfen. Da diese Entscheidung vor der Saison das Ergebnis einer Wahl innerhalb des Teams war, gibt mir auch irgendwo die Gewissheit, den Rückhhalt der Mannschaft zu haben. Das spüre ich auch und deshalb ist es eine riesige Ehre für mich. In jedem Spiel, insbesondere in solchen Topspielen wie am kommenden Sonntag, bin ich mir meiner Verantwortung bewusst. Gerade auf meiner Position als Innenverteidigerin ist es mir wichtig, Ruhe und Sicherheit auszustrahlen. Ein wichtiger Aspekt, wie ich auch meine Rolle als Kapitänin verstehe und leben will.  Aber natürlich will ich auch meine Erfahrung einbringen und als Spielführerin im Spiel vorangehen.
 

DIE KAISERIN

Wir glauben fest daran und haben Bock das Spiel zu gewinnen!
Johanna Kaiser

Nun gab es aus den letzten beiden Partien “nur” einen Punkt. Ein Sieg muss her, um den Anschluss nach ganz oben doch noch zu halten. Du bist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Institut für Psychologie an der Uni Leipzig. Wie geht man mit dieser Situation, mit dem Druck am besten um und gibt es Mittel und Methoden, diesen Druck in positive Motivation umzumünzen? 

Beruflich beschäftige ich mich hauptsächlich mit der klinischen Psychologie, weniger mit der Sportpsychologie. Aber es gibt mitunter schon Methoden und Techniken, die Sportpsychologinnen und -psychologen an uns weitergeben. Beispielsweise haben wir eine Sportpsychologin bei uns im Team. 

Ehrlicherweise muss man aber sagen, dass es schon ein Vorteil ist, mit einer gewissen Grundanspannung in das Spiel bzw. sogar schon in die Spielvorbereitung zu gehen. Ich denke gegen einen Gegner wie Meppen ist das automatisch gegeben. Dabei muss man aber auch dafür sorgen, dass man nicht overpaced und sich nicht in der Aufregung verliert. Das Anspannungs-Niveau sollte sich irgendwo in der Mitte befinden, um leistungsfähig zu sein. Jede Spielerin hat ihre eigene Vorgehensweise, um für diese Balance zu sorgen.

 

Wie ist dann also die Stimmung bei euch vor dem Topspiel?

Die Mentalität innerhalb der Mannschaft ist sehr, sehr gut. Wir haben gute Spiele gezeigt. Dabei hatten wir häufig den Ball und eine Menge gute Aktionen. Auch wenn wir es nicht geschafft haben, diese Momente in Tore umzumünzen, wissen wir um unsere Stärken und unsere Entwicklung. Und vor allem wissen wir, dass im Aufstiegsrennen noch alles drin ist! Denn auch die anderen Teams haben zuletzt Punkte liegen lassen. Wir glauben fest daran und wollen das Spiel gewinnen!

 

... und das im heimischen Stadion. Ist das nochmal zusätzliche Motivation?

Vor eigenem Publikum zu spielen, gibt natürlich einen zusätzlichen Push. Wir sind sehr dankbar für unsere Fans, die stellenweise auch weite Auswärtsfahrten auf sich nehmen, um uns zu unterstützen. Im Frauenfußball ist das keine Selbstverständlichkeit und wir sind stolz, solche Anhängerinnen und Anhänger zu haben. Wir freuen uns auf Sonntag und wollen uns gemeinsam den Heimsieg holen!
 

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