Laimer liefert - der "Terrier" arbeitet sich ran
Konrad Laimer ist als harter Arbeiter auf dem Platz bekannt | Gegen Manchester City überzeugt Laimer und wird von der UEFA zum "Player of the Match" gekürt | Der Österreicher ist "vielleicht manchmal ein bisschen zu ehrgeizig"
Konrad Laimer, genannt „Konni“, hat in seiner Zeit bei RB Leipzig schon viele Beinamen verpasst bekommen. Als „harter Arbeiter“ wurde er bezeichnet, als „nimmermüdes Laufwunder“, oder als „Terrier“ wie einst Berti Vogts. In viereinhalb Jahren am Cottaweg hat er Höhen und Tiefen erlebt. Derzeit kämpft er darum, dass die Formkurve wieder nach oben zeigt.
Laimer kam 2017 mit großen Vorschusslorbeeren von RB Salzburg nach Leipzig. In Österreich war er zuvor zum besten Spieler der Liga gewählt worden. Unsere Verantwortlichen wussten, was sie da für einen Spielertyp bekommen: Laimer ist ein Spieler, der stets vollen Einsatz zeigt, der alles für den Erfolg seines Teams gibt. Dazu kann er auf verschiedenen Postionen spielen.
Ich glaube, man merkt schon, dass ich mich in der Mitte einen Tick wohler fühle als auf der Seite
Unter Nagelsmann zurück ins Zentrum
Das durfte er in seinen ersten beiden Jahren bei uns auch unter Beweis stellen. Oft spielte er als Rechtsverteidiger, oder etwas weiter vorne, manchmal sogar auf links. Erst unter Trainer Julian Nagelsmann in der Saison 2019/20 rückte er dauerhaft ins zentrale Mittelfeld. Damals sagte Laimer: „Ich bin froh, dass ich das Vertrauen bekommen habe, über längere Zeit auf der Position zu spielen. Ich glaube, man merkt schon, dass ich mich in der Mitte einen Tick wohler fühle als auf der Seite.“
Mit Laimer als Stammspieler stürmten wir damals auf Platz drei in der Liga und bis ins Halbfinale der Champions League. Doch dann folgte der herbe Rückschlag. Ein Knochenödem sorgte dafür, dass Laimer fast die komplette folgende Spielzeit verpasste. Es war die schwerste Zeit seiner noch immer recht jungen Karriere. Rückblickend erzählte er im Sommer 2021: „Man lernt zu schätzen, wenn man gesund ist. Erst spielst du Champions League, dann kannst du nicht mehr laufen.“
Stammspieler im Nationalteam
Doch diese Zeit ist überwunden. Im vergangenen Sommer nahm Laimer sogar wieder an der Europameisterschaft teil, wo er mit seinem Heimatland Österreich das Achtelfinale erreichte. Der 24-Jährige stand in allen vier Spielen in der Startelf. Generell ist er unter ÖFB-Trainer Franco Foda ohne Wenn und Aber gesetzt.
Zu Beginn dieser Saison allerdings musste er in Leipzig zum ersten Mal die Erfahrung machen, wie es ist, nicht unumstrittener Stammspieler zu sein. Die Konkurrenz im zentralen Mittelfeld ist groß und so stand Laimer an den ersten acht Bundesliga-Spieltagen nur einmal in der Startelf.
Doch nach seiner langen Ausfallzeit weiß der Österreicher selbst: „Es gibt auf jeden Fall noch viele Schritte, die ich gehen kann und muss. Daher bin ich weiterhin in einem Prozess, an meine Bestform zu kommen". Dass er über die fehlende Spielzeit dennoch „nicht happy“ war, gab er auch offen zu.
Ehrgeizig und ungeduldig
Kein Wunder, schließlich zeichnet ihn ein unbändiger Ehrgeiz aus. Wie es dazu kam, dass er auch auf dem Platz solch ein Dauerbrenner ist, weiß Konni jedoch selbst nicht. „Ich glaube, entweder bist du so ein Typ oder eben nicht. Ich denke nicht, dass man das lernen kann. “, sagt er selbst. „Es war bei mir einfach schon immer so, dass ich viel über das Laufen gekommen bin, um es dem Gegner schwer zu machen. Dazu kommt, dass ich einen unglaublichen Siegeswillen in mir trage", verriet Laimer.
Allerdings ist er eben auch Sportler durch und durch. Und als solcher lautet die einzig richtige Reaktion auf einen Platz auf der Ersatzbank: Harte Arbeit im Training für die nächste Chance. Diese bekam er beispielsweise im Hinspiel gegen Paris St. Germain. Und Laimer lieferte. Zum ersten Mal in der laufenden Spielzeit stand er über die vollen 90 Minuten auf dem Platz und bestritt ein Top-Spiel. Wenige Wochen später überragte Konni beim letzten Gruppenspiel der Champions League. Die UEFA zeichnete ihn für seine Leistung beim 2:1-Heimsieg gegen Manchester City sogar zum "Player of the Match" aus. Und auch im darauffolgenden Bundesliga-Heimspiel gegen die "Fohlenelf" aus Gladbach rie´ß unsere Nummer 27 unter Neu-Coach Domenico Tedesco einiges ab und lieferte beim 4:1-Erfolg eine tolle Partie ab.
Überall zu finden
Gegen den französischen Serienmeister war Laimer quasi überall zu finden. Wenn es darum ging, PSG-Angriffe vor dem Strafraum mit einem energischen Einsteigen zu beenden, bevor es zum Torabschluss kommen konnte, dann war dafür meistens Laimer verantwortlich. Und wenn es vor dem gegnerischen Tor gefährlich wurde, dann war der 24-Jährige ebenfalls regelmäßig beteiligt. Unter anderem hatte er selbst zwei Großchancen, bei denen der Ball noch in höchster Not von einem Verteidiger geblockt werden konnte.
Trotz seiner starken Individualleistung wird Laimer aber nicht müde, die mannschaftliche Gesamtperformance in solchen Spielen hervorzuheben. „Wir treten als gesamte Mannschaft mittlerweile auf jeden Fall deutlich routinierter gegen Spitzen-Teams in der Königsklasse an – und das, obwohl wir weiterhin eine unglaublich junge Truppe sind."
Die Trophäe für den Spieler des Spiels hielt nach der Partie PSG-Star Kylian Mbappé in der Hand. Laimer hingegen war so etwas wie der heimliche Held bei der knappen 2:3-Niederlage, die für den Österreicher ein Wendepunkt gewesen sein könnte. Ein „harter Arbeiter“, ein „nimmermüdes Laufwunder“, ein „Terrier“ – all das verkörpert er auf dem Platz. Schon bald möchte er auch wieder einen weiteren altbekannten Beinamen tragen. Konrad Laimer: Stammspieler.