5 Fragen an Oliver Mintzlaff: „Die ersten Wochen waren durchwachsen.“
Im Kurzinterview spricht unser Vorsitzender der Geschäftsführung u.a. über den Saisonstart, die Suche nach einem neuen Sportdirektor und die 2G-Regel in der Red Bull Arena
Oliver, die erste Saisonphase ist vorbei, am Dienstag wartet der SV Babelsberg 03 im DFB-Pokal, bevor es dann am Samstag zu Eintracht Frankfurt geht. Wie fällt dein Zwischenfazit nach den ersten drei Monaten der neuen Spielzeit aus?
„Mein Resümee zu den ersten Wochen fällt offen gesprochen durchwachsen aus. Natürlich haben wir uns den Start anders vorgestellt. Uns war aber auch bewusst, dass die vielen Veränderungen, die wir sowohl im Trainerteam und der Mannschaft, aber auch neben dem Platz vorgenommen haben, eine Zeit lang brauchen werden. Keiner hat erwartet, dass alle Rädchen direkt ineinandergreifen. Nichtsdestotrotz gab es Spiele wie das 0:1 in Mainz und das 1:1 in Köln, die wir hätten gewinnen müssen. Auch aus Wolfsburg hätten wir mit einem Punkt nach Hause fahren können, wenn wir an dem Tag den Kampf wirklich angenommen hätten.
Und in Freiburg mit einem Sieg, wenn wir nach dem Führungstreffer den Druck konstant hochgehalten hätten. Diese Punkte fehlen uns jetzt und das tut weh. Dennoch lässt sich nicht alles nur mit einer neuen Struktur, einem neuen Trainerteam oder Zu- und Abgängen erklären. Das hat auch etwas damit zu tun, wie die Mannschaft solche Spiele annimmt und mit welcher Einstellung sie auf dem Platz steht. Wir haben aber in dieser ersten Saisonphase auch schon einige gute Spiele erleben dürfen. Wenn ich beispielsweise an die drei Heimspiele mit dem 4:0-Sieg gegen Stuttgart, dem 6:0-Sieg gegen Hertha BSC und dem 3:0-Sieg gegen Bochum denke! Gerade an die Partie gegen Stuttgart erinnere ich mich gerne zurück.
Jetzt gilt es, weiterzuarbeiten, die nächsten Schritte zu gehen und nach dem Spiel in Babelsberg mutig im Spiel bei der Eintracht aufzutreten, um weiter Boden gutzumachen. Zur Wahrheit gehört nämlich auch, dass wir aus den letzten fünf Ligaspielen elf Punkte geholt haben. Daran wollen wir anknüpfen.“
Natürlich haben wir uns den Saison-Start anders vorgestellt.
Gibt es Neuigkeiten zu der Suche nach einem neuen Sportdirektor? Wie ist der aktuelle Stand?
„Ich habe bereits nach dem Weggang von Markus Krösche gesagt, dass wir einen neuen Sportdirektor suchen werden – und hieran hat sich seither nichts verändert. Dass wir den passenden Sportdirektor lieber heute als morgen hier hätten, ist doch ganz klar. Für uns ist es aber noch von deutlich höherer Bedeutung, den richtigen Kandidaten für diese Position zu finden. Dafür haben wir uns in den letzten Monaten die Zeit genommen und werden uns auch nicht treiben lassen, hier geht Qualität vor Zeit. Aber ich kann sagen, dass wir uns aktuell in guten Gesprächen befinden und das Gefühl haben, dass wir den richtigen Kandidaten für unseren Klub und unsere Philosophie identifiziert haben. Wir sind guter Dinge, dass wir den neuen Sportdirektor recht bald hier begrüßen dürfen.“
Wie bewertest du in diesem Zusammenhang die Arbeit des Technischen Direktors Christopher Vivell und des Kaufmännischen Leiters Sport Florian Scholz?
„Ich möchte betonen, dass Christopher Vivell und Florian Scholz in den letzten Monaten eine hervorragende Arbeit geleistet haben und durch ihren Einsatz und ihre Expertise kein Vakuum durch eine derzeit nicht besetzte Sportdirektoren-Position entstanden ist. Mit Christopher Vivell haben wir jemanden bei uns, der schon länger in der RB-Familie unterwegs ist, unsere Fußballphilosophie absolut verinnerlicht hat und perfekt versteht. Als Technischer Direktor ist er ständig im Austausch mit unserem Trainerteam und mit seinem Blick auf den Fußball definitiv eine Bereicherung für RB Leipzig. Florian Scholz hat als Kaufmännischer Leiter Sport maßgeblichen Anteil daran, dass wir auf eine sehr gelungene und prozessual absolut saubere Transferphase im Sommer zurückblicken können. Die vergangenen Monate haben uns als Team gestärkt und aufgezeigt, dass wir auch in dieser Konstellation sehr gute Arbeit leisten. Zudem haben wir mit Frank Aehlig einen erfahrenen Mann, der auf viele Jahre Profifußball zurückblickt, ebenfalls ein großes Netzwerk mitbringt, und den gesamten Lizenzspielerbereich mit allen Themen, die dazugehören, hervorragend führt. Aber wie ich weiter oben erklärt habe, wollen wir unser Team trotz der guten Abläufe und der Verantwortung, die jeder extra übernommen hat, durch einen neuen Sportdirektor komplettieren.“
Christopher Vivell und Florian Scholz haben in den letzten Monaten eine hervorragende Arbeit geleistet.
Bei den kommenden Heimspielen in der Red Bull Arena wird die 2G-Regel Anwendung finden. Die Reaktionen der Fans hierauf sind gespalten, es gibt Befürworter wie Ablehner. Kannst du kurz erläutern, wie es zu der Entscheidung kam?
„Eins vorweg: Es macht nicht nur mich, sondern uns alle bei RB Leipzig sehr stolz, dass unsere Fans zu uns stehen und uns in so großer Zahl unterstützen, ob bei den Heimspielen in der Red Bull Arena oder wie zuletzt in Paris mit über 1300 Fans oder in Freiburg mit über 1000 Fans. Zu 2G: Wir verstehen nicht, warum die Corona-Schutzverordnung in Sachsen eine Kapazitätsbeschränkung für Großveranstaltungen unter 3G-Bedingungen vorsieht. Das ergibt aus unserer Sicht gleich aus mehreren Gründen keinen Sinn. Zum einen wird das in anderen Bundesländern anders gehandhabt. Das heißt, dass Bundesligavereine aus unterschiedlichen Bundesländern, die mit derselben Akribie Hygienekonzepte erstellen und alle Maßnahmen unternehmen, die gefordert werden, unter ganz anderen Voraussetzungen in die Spiele gehen dürfen – die einen mit 50-prozentiger Auslastung, die anderen mit Vollauslastung. Das ergibt keinen Sinn und ist ein klarer Wettbewerbsnachteil für uns. Zum anderen haben wir mehrfach Woche für Woche aufs Neue unter Beweis gestellt, dass das Stadionerlebnis auf Grundlage unserer Hygienekonzepte absolut sicher ist. Da wundere ich mich schon, dass man bei Weihnachtsmärkten von jeglichen Regelungen Abstand zu nehmen scheint, unsere Kapazität bei 3G aber weiter beschränkt. Da wir die Gesamtverantwortung für RB Leipzig haben – auch die wirtschaftliche – haben wir uns nach langen, zähen Diskussionen dazu entschlossen, für die Dauer der jetzt gültigen Sächsischen Corona-Schutzverordnung zu 2G zu wechseln. Wir hoffen, dass die dann folgende Neufassung ab Ende November die Änderungen bzgl. der Kapazität bei 3G, die wir uns erhoffen, beinhaltet."
Während des Sommers gab es einige Veränderungen in der Red Bull Arena. Wie zufrieden bist du mit der infrastrukturellen Entwicklung im Stadion?
„Wir haben uns in den vergangenen Jahren viel mit der Arena beschäftigt und für die schrittweise Modernisierung viel Geld in die Hand genommen. Bei der Red Bull Arena sprechen wir gerne von einem Wohnzimmer für unsere Fans – und dieses Wohnzimmer möchten wir natürlich so gestalten, dass sich unsere tollen Fans auch pudelwohl darin fühlen. Deshalb freut es uns sehr, dass die Veränderungen immer sichtbarer werden: Beispielsweise durch die neu installierten Lichter oder die anstehende Neubestuhlung des Stadions. So soll die Red Bull Arena ab dem Frühjahr 2022 komplett mit roten Stühlen bestückt sein. Auch, wenn sich die Abläufe im Stadion noch etwas einspielen müssen und an den ersten Spieltagen sicherlich noch nicht alles perfekt lief, sind wir mit dem Prozess sehr zufrieden. Dennoch möchte ich mich nochmal ausdrücklich für die entstandenen Unannehmlichkeiten entschuldigen. Uns ist klar, dass beispielsweise bei der Öffnung der Kioske oder der Ein- und Ausgänge noch nicht alles reibungslos verlief. Daran arbeiten wir akribisch und ich bin davon überzeugt, dass das Stadionerlebnis in Zukunft noch besser sein wird.“