Carina Schlüter: "Ich bin extrem ehrgeizig"
Vorstellung der neuen RBL-Torhüterin Carina Schlüter | Die 24-Jährige wechselte zur neuen Saison vom FC Bayern München nach Leipzig | Mit gerade einmal 24 Jahren hat Carina dank des Fußballs schon sehr viel erlebt
Über Papua-Neuguinea nach Leipzig - Torhüterin Carina Schlüter hat mit gerade einmal 24 Jahren dank des Fußballs schon sehr viel erlebt. Dabei wäre die sportliche Laufbahn zunächst fast ganz anders verlaufen: Ihr Vater hatte die Idee, die 4-Jährige beim Ballett anzumelden, aber Carina konnte dem wenig abgewinnen und lief schon bei der ersten Übungsstunde weinend aus der Turnhalle. Viel lieber wollte sie dem älteren Bruder nacheifern und ebenfalls Fußball spielen.
Spätestens in der E-Jugend stand auch die Position fest. Als ihre Mannschaft einen anderen Trainer bekam, bestand Carina vehement darauf, zum ersten Training in voller Torwartkleidung zu erscheinen, um dem neuen Coach schon optisch klarzumachen, wen er bitteschön ins Tor stellen sollte. „Ich bin extrem ehrgeizig und kann eigentlich nie genug Training bekommen. Im Tor ist man Einzelkämpfer und trotzdem in einer Teamsportart“, beschreibt sie den Reiz der Position.
Nach Anfängen bei den Junioren des SV Weser Leteln im Ostwestfälischen und einem Auslandsjahr in den USA wechselte Carina mit 16 Jahren zu den Frauen von Arminia Bielefeld in die Westfalenliga und kurz darauf zum VfL Bochum in die 2. Bundesliga. Das Debüt ging dabei gründlich schief: Nach einem Foul rechnete Carina mit einer Spielunterbrechung, fing den Ball außerhalb des Strafraums mit der Hand und erhielt dafür prompt die rote Karte. Auch sportlich brachte Bochum wenig Glück, im zweiten Jahr zog der Verein die Mannschaft aus der Liga zurück.
Da Carina auf einem Sportinternat ein Jahr vor dem Abitur stand, entschied sie sich für einen Verbleib nahe der Heimat und ging zum Zweitligisten Herford. Erst ein Jahr später folgte der Wechsel in die Ferne und in die 1. Liga zum SC Sand. „Dort habe ich mich sehr wohl gefühlt. Der Verein ist klein und familiär. Menschlich hat es einfach gestimmt“, erinnert sie sich an die drei Jahre in Baden-Württemberg. Höhepunkt auf Vereinsebene war das Erreichen des DFB-Pokalfinals. Ein ganz besonderes Erlebnis war die U20-Weltmeisterschaft in Papua-Neuguinea, wo sie Stammspielerin war. Zudem gehörte sie über zwei Jahre zum Kader der A-Nationalmannschaft und absolvierte in Kanada ein Länderspiel.
Die vielen Auswahlmaßnahmen sorgten dafür, dass das begonnene Studium der Zahnmedizin zeitlich nicht mehr zu schaffen. Stattdessen absolviert Carina nun ein Fernstudium für Internationales Management, sieht sich aber perspektivisch im Gesundheitswesen oder der medizinischen Forschung.
Das Konzept von RB Leipzig hat mich überzeugt
Im Jahr 2019 kam ein Angebot des FC Bayern München und Carina wechselte zu einem Spitzenklub. Ab dem fünften Spieltag rückte sie in die Startelf und lief auch in der Champions League in Kasachstan auf, ehe sie schon im Dezember 2019 durch eine Entzündung an der Patellasehne ausgebremst wurde und mit Folgeverletzungen über ein Jahr ausfiel. Im letzten Frühjahr hätte sie grundsätzlich wieder spielen können, entschied aber in Absprache mit dem FC Bayern, sich vollständig auszukurieren und für den neuen Verein fit zu machen. Denn schon beizeiten hatte sie beschlossen, sich zu verändern und zunächst wieder regelmäßige Einsatzzeiten zu bekommen, statt in München der inzwischen zur DFB-Torhüterin aufgestiegenen Laura Benkarth erneut den Kampf anzusagen. Der Abschied wurde versüßt mit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft.
„Eigentlich wollte ich nicht in die 2. Liga wechseln“, räumt Carina ein. „Aber das Konzept von RBL hat mich überzeugt. Es ist sehr viel Potenzial vorhanden und ich kann helfen, etwas aufzubauen. Natürlich möchte ich schnell wieder zurück ins Oberhaus. Aber das kann ich mir hier selbst erarbeiten.“ Als positiv empfindet sie auch die Wertschätzung für die Frauen bei RBL, sei es zuletzt die Austragung eines Spiels in der Red Bull Arena oder die Video-Grußbotschaft von Péter Gulácsi anlässlich ihrer Verpflichtung. Die Ziele für die nähere Zukunft umschreibt Carina so: „Ich will nach der langen Verletzungspause wieder auf 100 Prozent kommen und Spaß am Fußball haben. Dabei möchte ich nicht nur auf meine Leistung schauen, sondern eine Vorbildfunktion im Team einnehmen.“