Victoria Krug: Kommunikation auf dem Feld
Die Abwehrfrau spielte zuletzt beim Absteiger SV Meppen | Neben ihrer Fußballkarriere arbeitet die 23-Jährige als Web-Designerin | Mit ihrem neuem Klub strebt sie den Aufstieg in die 1. Frauen-Bundesliga an
Der Weg zum Fußball war für Victoria Krug mangels Alternativen praktisch vorgezeichnet. „Auf dem Dorf gab es nicht anders“, erinnert sich die stets „Vicky“ gerufene 23-Jährige lachend an ihre Anfänge im Brandenburgischen bei Einheit Drebkau. Vom sechsten bis zum zwölften Lebensjahr spielte sie dort in einer Jungen-Mannschaft, ehe sie bei einem Hallenturnier der Kreisauswahl positiv auffiel und eine Einladung zum Sichtungstraining für die Sportschule in Potsdam erhielt. Auch dort überzeugte sie und wechselte in die Landehauptstadt zum Aushängeschild Turbine, dem sie sieben Jahre treu blieb.
Zwei Spielzeiten nach Victoria zog auch ihre heutige Mitspielerin Jenny Hipp aus Frankfurt nach Potsdam. Die nahezu gleichaltrigen Mädchen besuchten dieselbe Schulklasse und absolvierten auch die sportlichen Stationen fast im Gleichtakt: Jugendnational-Mannschaft, deutscher Meistertitel bei den B-Juniorinnen, mit 16 Jahren bereits im Training der Bundesliga-Frauenmannschaft. Victoria konnte sich körperlich bei den Frauen aber früher behaupten, gehörte drei Jahre lang dem Erstliga-Kader an und kam auf 15 Einsätze. Dabei lernte sie auch noch Trainerlegende Bernd Schröder kennen: „Er hatte eine sehr offene und direkte Art. Damit kamen nicht alle klar, aber ich mochte ihn.“
Er hatte eine sehr offene und direkte Art. Damit kamen nicht alle klar, aber ich mochte ihn.
Dennoch hatte Victoria schließlich „das Gefühl, dass ich in Potsdam nicht weiterkomme“ und dachte über eine Veränderung nach bestandenem Abitur nach. Sie hörte von Jenny Hipp und einer weiteren Mitspielerin, dass diese ein Studium in den USA planten. „Eigentlich wollte ich in der Bundesliga bleiben, aber ich fand das Thema Amerika cool und hatte Lust auf etwas neues. Spontan entschied ich, dass die Bundesliga noch warten kann.“ Aus sechs Monaten zur Probe wurden schließlich knapp drei Jahre an der Wake Forest University in North Carolina, ehe sie ihren Aufenthalt im März 2020 aufgrund der heraufziehenden Corona-Pandemie abbrach. „Durch die vorzeitige Abreise sind meine ganzen Sachen noch in den USA. Die müsste ich irgendwann mal abholen“, überlegt Victoria, die ihren Bachelor für Informatik und Kommunikationswissenschaften zum Glück von Deutschland aus abschließen konnte.
Nach ihrer Rückkehr im Sommer 2020 erhielt sie das Angebot für ein Probetraining beim SV Meppen und entschied sich auch für ein Engagement bei dem Bundesliga-Aufsteiger, da sie sich gute Einsatzchancen versprach. Nach kurzen Anlaufschwierigkeiten wurde sie in der Tat Stammspielerin. Obwohl der Verein nach zunächst gutem Saisonverlauf an den letzten beiden Spieltagen noch abgefangen wurden und abstieg, blickt Victoria sehr positiv auf die Spielzeit zurück: „Es war ein supertolles Jahr mit einem sehr guten Zusammenhalt im Team. Bei Klassenerhalt wäre ich geblieben und auch so ist mir die Entscheidung wegzugehen schwergefallen.“
Ich organisiere gerne, das gibt mir ein gutes Gefühl im Spiel
Vor der ersten Stippvisite in Leipzig war sie noch nicht zu einem Wechsel entschlossen. „Ich dachte mir: Guck es dir mal an, zumal es relativ nah an meinem Zuhause liegt“, erinnert sie sich. „Der erste Eindruck war dann top: Die Rahmenbedingungen haben schon jetzt Erstliga-Niveau.“ Den endgültigen Ausschlag gab, dass sie in Meppen neben dem Fußball 40 Stunden berufstätig sein musste und sie diese Tätigkeit auch nicht erfüllte. In Leipzig arbeitet sie dagegen nur halbtags als Web-Designerin in einer Marketingfirma. „Ich kann mich dadurch stärker auf den Fußball fokussieren und trotzdem etwas für den Kopf machen“, freut sie sich über das getroffene Arrangement. So kann sie ihre Stärken im Zweikampf, der Spielübersicht und der Kommunikation („Ich organisiere gerne, das gibt mir ein gutes Gefühl im Spiel“) weiter verbessern. Und wenn es noch gelingt, das Erkennen der Räume bei der Spieleröffnung zu optimieren, dann ist auch die angestrebte Rückkehr in die Bundesliga fast schon vorgezeichnet.