„Das Career Center hat sich als Erfolgskonzept etabliert!“
Sebastian Kegel, Leiter Sport Nachwuchs, im Interview | Über Herausforderungen im Career Center | Rückblick auf die Saison der Nachwuchsteams, speziell der U19 und U17
Eine lange und herausfordernde Saison für unsere zahlreichen Nachwuchsteams liegt hinter uns.
Sebastian Kegel, Leiter des Sport Nachwuchs-Bereichs, blickt im Interview auf die vergangene Spielzeit zurück und zieht ein Zwischen-Fazit zu unserem Career Center.
Die Saison im Nachwuchsbereich ist mittlerweile auch beendet. Welches Fazit ziehst du?
Es war eine anstrengende und durchaus herausfordernde Saison, da wir alle noch immer mit den Auswirkungen der Corona-Zeit zu tun hatten. Alles in allem können wir aber zufrieden sein, denn alle Spieler, Trainer und Mitarbeiter haben die Situation angenommen und teilweise innovative Ansätze gefunden, um die Entwicklung der Spieler bestmöglich zu fördern. Natürlich läuft in so einer Saison nicht immer alles wie geplant, wodurch durchaus auch erhoffte Ergebnisse ausbleiben, aber ich bin mir sicher, dass uns die gewonnenen Erfahrungen für die Zukunft sehr hilfreich sein werden.
Du hast erhoffte Ergebnisse angesprochen. Wie hast du die U19 gesehen?
Das Team hatte gewiss keine optimalen Startbedingungen, denn die Hälfte der Mannschaft war in der Vorbereitung bei den Profis – was für uns als Nachwuchsabteilung eine große Freude war. Aber dadurch konnte sich das U19-Team natürlich nicht vollumfänglich und intensiv auf die eigene sehr fordernde Saison vorbereiten. Aufgrund der vielen Wettbewerbe und Englischen Wochen mit Youth League, Bundesliga, DFB-Pokal, Landespokal sowie zahlreiche Nationalmannschafts-Einsätze, wäre eine gemeinsame Vorbereitung mit vielen Trainingseinheiten natürlich besser gewesen. Zudem kamen einige Langzeitverletzte dazu, die die Situation nochmals verschärften. Jedoch sagen wir auch, dass genau diese Erfahrungen bei den Profis die individuelle Entwicklung der Spieler stark vorantreiben. Daher können wir das Abschneiden des Teams in den jeweiligen Wettbewerben durchaus einordnen. Gerade in der Rückrunde der Bundesliga-Saison, als man die Top-Teams wie Hertha, Wolfsburg und Bremen eindrucksvoll schlagen konnte, zeigt, dass die Qualität stimmt.
Stichwort Qualität. Inwiefern hat sich die Installation des Career Centers für die Durchlässigkeit des Nachwuchses in den Profibereich bisher ausgezahlt?
Sehr, wie ich finde. Denn durch diese sehr individuelle Karriere-Beratung haben wir es in kürzester Zeit geschafft, hoffnungsvolle Talente in den Profifußball zu bringen, wo sie sich aufgrund wichtiger Spielzeit etablieren konnten. Nimmt man alleine Spieler wie Tom Krauß in Nürnberg, Eric Martel in Wien oder auch Frederik Jäkel in Oostende, die allesamt zu U21-Nationalspielern wurden, kann man sagen, dass sich das Career Center als Erfolgskonzept etabliert hat. Denn bei allen drei konnte man durch viel Spielzeit und starke Auftritte eine sehr gute Leistungsentwicklung beobachten, den wir, aber natürlich auch die Spieler erhofft hatten. Ein aus Klubsicht nicht zu verachtender Nebeneffekt ist aber auch, dass wir durch Durchlässigkeit in den Profibereich Marktwerte schaffen und nicht wie es in der Vergangenheit vorkam top-ausgebildete U19-Spieler kostenlos ziehen lassen müssen. Zudem sieht man auch an den Talenten, die in der abgelaufenen Saison zu unserem Profikader hier in Leipzig gehörten, dass deren Entwicklung weiter voranschreitet. Allein Hugo Novoa kam auf zehn Einsätze in einem Champions-League-Team, das ist in seinem Alter keine Selbstverständlichkeit, sondern sogar noch die Ausnahme darstellt, wenn man sich andere Vereine auf diesem Niveau anschaut. Auch er hat es in die U21-Auswahl seines Landes geschafft, und die Spaniens soll auch nicht so schlecht sein.
Trotzdem sehnen sich die RBL-Fans noch mehr nach Talenten aus dem eigenen Nachwuchs in der Red Bull Arena. Bleibt das ein frommer Wunsch?
Unser Versprechen an alle unsere Nachwuchs-Akteure war und ist immer dasselbe: Wir wollen sie bestmöglich ausbilden, das Beste aus ihrem Potenzial herausholen, um ihnen dadurch idealerweise den Schritt in den Profi-Fußball zu ermöglichen. Dabei liegt der volle Fokus immer zuerst auf dem Fußballspieler und dem Individuum. Daher sind wir überaus stolz, wenn sich bei uns ausgebildete Talente als Profi durchsetzen. Wenn möglich am liebsten bei uns, aber das Erreichen des Niveaus eines Stammspielers auf Champions-League-Niveau in dem Alterssegment ist super selten. Spieler wie Kai Havertz, der schon mit 17 dieses Niveau erreicht gibt es halt nur alle paar Jahre. In 99,9 Prozent der Fälle erreicht man dieses Level erst nach mehreren Jahren, mit regelmäßiger Spielzeit im Profi-Bereich. Deshalb steht für uns primär die Entwicklung des Spielers im Vordergrund, für den konstante Spielzeit auf Erst- oder Zweitliganiveau wichtiger ist, als bei einem Champions-League-Verein nur auf der Bank zu sitzen. Sie brauchen faire Chancen auf Einsätze und Spielzeit. Und dennoch arbeiten alle Mitarbeiter im Nachwuchsbereich jeden Tag mit voller Leidenschaft daran, den eigenen Havertz am Cottaweg zu entwickeln. Vielleicht kann sich ja Hugo in so eine Rolle entwickeln, oder ein anderes vielversprechendes RBL-Talent.
Was waren die Faktoren, dass die U17 rein tabellarisch nicht zur Spitze ihrer Liga gehörte?
Im ersten Teil der Saison, sprich bis Ende 2021, war der Saisonverlauf ein wenig holprig. Das hatte mehrere Gründe, leider zählten dazu auch zahlreiche Ausfälle durch Verletzungen oder Krankheiten. Das führte dazu, dass eine gewisse Konstanz nicht eintreten wollte und darunter natürlich auch das Selbstverständnis und die Überzeugung des eigenen Spiels litt. 2022 hat man dann gesehen, wozu die Mannschaft in Stande ist. Gute Ergebnisse steigerten das Selbstvertrauen und das Team konnte dadurch spielerisch nochmal einen großen Sprung nach vorne machen. Gerade gegen Hertha, Wolfsburg und Bremen haben wir gezeigt, dass wir mindestens auf Augenhöhe sind. Schaut man sich nur die Tabelle 2022 an, gehört der Jahrgang ganz sicher zu den Top-Teams der Bundesliga. Die individuelle Entwicklung hat unter dem schwierigen Saisonverlauf allerdings nicht gelitten. Viele Spieler konnten die nächsten Schritte gehen, exemplarisch dafür stehen Talente wie Tino Kaufmann, Noel Atom, Simon Schierack oder auch die Torhüter Timo Schlieck und Jonas Nickisch, um nur Einige zu nennen.