"Das Ziel ist es, den größtmöglichen Erfolg zu haben"
Erste Pressekonferenz mit Max Eberl in seiner neuen Rolle als Geschäftsführer Sport für RB Leipzig | Blick auf seine ersten Tage in Leipzig, die Ziele mit den Roten Bullen und die Zukunft des Kaders | Pressekonferenz im Re-Live
Offizielle Vorstellungs-Pressekonferenz von Max Eberl! Unser neuer Geschäftsführer Sport stellte sich den Fragen der Medienschaffenden.
Was Max Eberl über seine Auszeit denkt, wie er die Roten Bullen für die Zukunft aufgestellt sieht und ob er schon den Leipziger Weihnachtsmarkt besucht hat, über diese und viele weiteren Themen hat unser Geschäftsführer Sport in seiner Vorstellungs-PK gesprochen.
Die Pressekonferenz im Re-Live
Max Eberl über ...
... seine ersten Tage in Leipzig:
- "Die ersten Tage waren sehr intensiv und spannend. Es war für mich ein großer Schritt, nach Leipzig zu kommen. Ich bin 23 Jahre lang an einem anderen Standort gewesen. Nun begehe ich den ersten großen Step in meiner zweiten Karriere. Ich freue mich riesig auf meine Aufgaben bei meinem neuen Verein.
Ich durfte hier bereits spannende Momente erleben sowie spannende Menschen kennenlernen. Den Weihnachtsmarkt habe ich ebenfalls schon besucht und mich hinsichtlich der Geschichte der Stadt fortgebildet. Die Zeit dafür muss auch sein, denn dieser Standort wird in den nächsten Jahren meine Zukunft sein. Dementsprechend bin ich voll mit Input über diesen neuen Klub sowie Stadt."
... seine Auszeit:
- "Es ist eine Menge in den vergangenen elf Monaten passiert. Für mich als Mensch ist die Zeit ein extrem spannender Prozess gewesen. Auch wenn sie sehr emotional war, so war sie mit die beste Zeit meines Lebens. Sie war extrem aufschluss- und erkenntnisreich. Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben Dinge reflektieren können. Bis dato ging es für mich persönlich immer erfolgreich nach vorne: Ich bin nie entlassen worden. Meine Zeit als Fußballer, Jugenddirektor, Sportdirektor und Geschäftsführer Sport bei Borussia Mönchengladbach ist nahtlos ineinander übergegangen.
Irgendwann kam ich jedoch an den Punkt, wo ich einfach kaputt und müde war. Ob es Burnout oder Depression war, kann ich nicht sagen. Es ist auf jeden Fall ein Zeitpunkt gewesen, wo ich als Mensch einfach Stopp sagen musste. Diese knapp elf Monate Pause waren für die Person Max Eberl extrem wichtig: Mal zu reflektieren, mal stillzustehen und über ein paar Dinge nachzudenken, Energie zu tanken und zu reisen, sowohl physischer als auch psychischer Art – das hat mir sehr gutgetan und mich auch weitergebracht. Ich habe nun wieder sehr viel Energie.
Familie und Freunde waren in dieser Zeit der wichtigste Part – neben den ganzen Erkenntnissen. Der Fußball hat tatsächlich eine Rolle gespielt. Ich hatte am Anfang die Sorge, dass ich mit dem Sport gebrochen und keinen Spaß mehr an diesem Spiel habe. Ich bin undenklich dankbar, dass dem nicht so war, sondern der Fußball weiterhin das ist, was ich machen möchte.
Ich habe mir ganz banal Amateurspiele angeschaut, dabei eine Bratwurst gegessen und Bier getrunken und das wirklich sehr genossen. Bundeliga oder internationale Wettbewerbe habe ich allerdings eher weniger verfolgt.
Der Fußball spielt in meinem Leben dann aber doch einfach eine entscheidende Rolle, daher freue ich mich, nun wieder dabei zu sein, dazu noch bei einem unfassbar spannenden Verein. Diese elf Monate Auszeit waren aber eine unfassbar spannende Reise, die ich gemacht habe."
... seine To-Do-Liste:
- “Ich habe mir vorab natürlich einige Gedanken gemacht, den Verein beobachtet und versucht, bereits einige Informationen zu bekommen. Ich bin dann aber doch ein sehr ‚fühlender‘ Mensch, der dann vor Ort sein möchte, denn oftmals kommt es eh anders, als man denkt. Es war jetzt nicht so, dass mein Bild, dass ich über RB Leipzig hatte, komplett anders war, dennoch ist hier in Leipzig dann noch einmal unfassbar viel auf mich eingeprasselt.
Ich habe keine To-Do-Listen gemacht. Denn RB Leipzig ist ein Verein, der bis hierhin bereits großartige Arbeit geleistet und ohne mich funktioniert hat. Das muss man ganz klar so sagen. Ich werde mit meinen Fähigkeiten nun versuchen, mit diesem Klub noch einen weiteren Schritt nach vorne zu gehen und Dinge stabiler zu machen.
Aus meiner beruflichen Geschichte heraus ist das Thema Nachwuchsleistungszentrum ein sehr großes für mich – damit bin ich quasi groß geworden. Daher werde ich darauf auch mein Hauptaugenmerk legen. Ebenso wie auf das Thema Scouting, selbstredend, da es dort um die Spielerakquise geht. Mein erster Step wird jedoch sein, hier erst einmal alles kennenzulernen und vor allem zu ‚fühlen‘. Erste Entscheidungen brauche ich jetzt noch nicht fällen, da der Verein großartig aufgestellt ist."
... seine Verpflichtung durch Oliver Mintzlaff:
- "Oli hat mich nie bedrängt. Ich hätte mich auch gar nicht bedrängen lassen. Ich war so klar bei mir und wusste, dass ich in dieses Business erst wieder einsteigen kann, wenn ich dafür bereit bin. Das hat Oli gespürt. Er ist in einer unfassbar emphatischen und gefühlvollen Art und Weise nach meiner Abschieds-Pressekonferenz mit mir umgegangen. Er hat mich damals relativ zügig mit der Frage ‚Wie geht es dir?‘ kontaktiert – diese Frage hat für mich in den vergangenen Monaten eine ganz andere Bedeutung gewonnen. Es war bei Oli keine Floskel. Das habe ich sehr wertgeschätzt.
Natürlich hat RB Leipzig damals schon einen Sportdirektor gesucht. Aber das ist in den ganzen Monaten zwischen Oli und mir kein Thema gewesen – das Signal, dass wieder Interesse an Fußball bestünde, kam ausschließlich von mir. Und dieses hat Oli dann zwischen den Zeilen verstanden. Die Frage nach einem Treffen kam aber tatsächlich erst, als ich diese Lust auf Fußball wieder gespürt habe.
In den ersten Gesprächen ging es vornehmlich um ein Abtasten und Kennenlernen. Natürlich war mir seine Intention bewusst, das Tempo habe jedoch ich vorgegeben. Erst nach dem dritten Gespräch habe ich gesagt: ‚Ich kann es mir vorstellen.‘ Selbstredend habe ich mir bereits vorher sehr viele Gedanken gemacht. Ich treffe mich ja nicht einfach so mit Oliver Mintzlaff und raube seine Zeit. Als Oli dann wusste, dass mich der Job triggert, hat er seine Performance abgeliefert und mich von diesem Klub überzeugt – wobei er mich da gar nicht mehr groß überzeugen musste."
... die Unterschiede zwischen Gladbach und Leipzig:
- "Es ist definitiv nicht alles gut gewesen, was ich in Gladbach gemacht habe. Mein Ansatz war sicherlich jedoch nicht verkehrt. RB Leipzig ist nun ein Verein, der ganz andere Möglichkeiten hat. Wir können uns hier in anderen Größenordnungen bewegen. Ich habe Lust, diese Größenordnungen zu bedienen. Mich daran anpassen zu müssen, ist für mich persönlich ein großer Schritt.
Obwohl ich bereits 13 Jahre lang in Gladbach arbeiten durfte, ist Leipzig nochmal ein Verein drüber. Dementsprechend werde ich hier auch Neues lernen. Es war eine Entscheidung für einen Klub, der mir neue Optionen bietet und unglaubliche Vorrausetzungen hat. Diese ganzen Voraussetzungen möchte ich mir nun anschauen. Das sind Dinge, von denen ich in Gladbach nur träumen könnte – die sind hier nun gegeben.
Es gibt hier jedoch auch Abläufe und Strukturen, die bereits sehr gut in Gladbach funktioniert haben, und die ich versuchen werde, auch hier einzubringen. Es wird eine Mixtur aus beidem werden, um RB Leipzig auf eine neue Stufe des Erfolgs zu hieven."
... seine konkreten Ziele:
- "Das Ziel für diese Saison hat er Klub bereits klar formuliert: Wir wollen wieder die Qualifikation für die UEFA Champions League erreichen. Das ist auch mein persönliches Ziel.
Wir dürfen die K.o.-Runde gegen Manchester City spielen. Das war tatsächlich auch Marco Roses und mein letzter Gegner, als wir noch mit Borussia Mönchengladbach in der Königsklasse gespielt haben. Damals sind wir ausgeschieden, mit RB Leipzig wollen wir es nun deutlich besser machen und weiterkommen, auch wenn wir wissen, dass wir gegen einen schier übermächtigen Gegner antreten. Dennoch: Die Spiele müssen erst einmal gespielt werden.
Dann gibt es noch den DFB-Pokal als Wettbewerb. Wie Leipzig im vergangenen Sommer bereits festgestellt hat, lassen sich auch hier Erfolge und Titel feiern. Darüber habe ich mich auch sehr gefreut. Vielleicht kann ich dazu beitragen, dass bald der zweite Titel gefeiert werden kann.
Ich bin hierhergekommen, um wirklich was auf den Weg zu bringen. Ich strebe die größtmöglichen Erfolge an. Ich werde jetzt keine Kampfansage in Richtung FC Bayern München machen. Aber ich will hier tagtäglich ins Büro kommen, um den größtmöglichen Erfolg umsetzen und den stetigen Prozess hier stabil machen zu können."
... sein Team:
- "Ich habe gesagt, ich komme alleine nach Leipzig und ich bin alleine da. Zunächst werde ich mir anschauen, wie die Gegebenheiten sind. Der Klub hat in der Vergangenheit herausragende Arbeit geleistet mit den Menschen, die da sind. Diese Qualität möchte ich mir zu Nutze machen. Ich nehme mir jetzt die Zeit, alle Voraussetzungen anzuschauen und die Leute kennenzulernen.
Ob die Struktur so zusammenpasst, wie ich mir das vorstelle, gilt es nun zu ergründen. Deswegen habe ich mich dafür entschieden, schon im Dezember anzufangen. Jetzt haben wir ja keinen wöchentlichen Spielrhythmus. Von daher ist es eine super Möglichkeit, um jetzt alle Dinge in Ruhe angehen zu können. Zu einem späteren Zeitpunkt werde ich dann für mich entscheiden, ob noch jemand das Team verstärkt oder das bestehende Team ausreichend ist."
... die deutsche Nationalmannschaft:
- "Es ist für uns alle sehr enttäuschend, was passiert ist. Dass du bei einer WM wieder in der Vorrunde ausscheidest, das bedrückt uns alle. Es tut dem deutschen Fußball in Summe nicht gut. Oliver Bierhoff hat das sehr lange, sehr gute Arbeit geleistet.
Wenn man jedoch zu lange an einem Ort ist, die Erfahrung habe ich auch gemacht, sieht man bestimmte Dinge nicht mehr. Daher finde ich es gut, neue Schritte zu gehen und einen anderen Input zu bekommen. Ich denke, so ein Wandel ist für die Zukunft wichtig und gut. Wir haben zum jetzigen Zeitpunkt noch herausragende Spieler, aber es kommt auch eine Zeit danach, und auf diese müssen wir vorbereitet sein."
... den Kader der Roten Bullen:
- "Wir wollen mit diesem Kader in die Rückrunde gehen. Das beinhaltet, dass wir keinen Spieler abgeben, aber auch nicht verpflichten wollen.
Ob es vielleicht eine kleine Leihe geben könnte, um Spielern mehr Einsatzzeiten zu bieten, müssen wir sehen. Insgesamt habe ich aber kein Interesse, einen Spieler in diesem Winter abzugeben. Das kann ich klar sagen."
... den Profi-Fußball:
- "Mein Blick auf den Profi-Fußball war schon immer kritisch. Er hat eine Dimension angenommen, die extrem ist, sowohl in der Wahrnehmung als auch im monetären Bereich. Wir müssen aufpassen, dass wir die Basis nicht verlieren. Das Spiel sollte im Vordergrund stehen, nicht das Geschäft drum herum. Daher war auch die WM in Katar ein Ereignis, das hitzig diskutiert wurde. Diese Auseinandersetzung sollte uns sensibilisieren, was im Fußball notwendig ist. Es gibt Größenordnungen, die für uns alle nicht mehr greifbar und realistisch sind. Das stößt die Menschen auch ein Stück weit ab vom Fußball.
Wir müssen uns z. B. wieder mehr dem Jugendfußball widmen. Wir reden in Deutschland seit Jahren darüber, dass uns Außenverteidiger und eine Nummer 9 fehlen. Ich möchte jungen Menschen in Zukunft die Möglichkeit geben, Fußball zu spielen und sich zu entwickeln, dabei aber nicht den Kommerz an erste Stelle zu setzen. Der Fußball muss insgesamt für die Menschen verständlich bleiben. Es darf nicht nur um Geld, Events und Außergewöhnliches gehen."
... die Ausbildung von jungen Spielern:
- "Der DFB hat mit der Akademie den ersten Schritt gemacht, aber diese Akademie muss nun mit Leben gefüllt werden. Speziell in der Trainerausbildung müssen wir einen Schritt nach vorne machen. Trainer müssen sich schon früh festlegen, ob sie sich dem Bereich Jugendausbildung oder Lizenzfußball widmen wollen. Die Trainer sind der Schlüssel für die Ausbildung der jungen Spieler. Damit einhergeht auch die Frage, ab wann Nachwuchsleistungszentren beginnen sollten.
Es gibt also viel im Bereich der Trainerausbildung, aber auch in der Arbeit der Nachwuchsleistungszentren zu überdenken. Wie wollen wir in Zukunft mit unseren Talenten überhaupt umgehen? Es geht bei der Frage nicht um den Erfolg, sondern um den Weg, wie wir ein Talent angemessen fördern können. In diesen Bereichen gibt es einiges zu tun. Daher bin ich auch gespannt, was die Ansätze in Leipzig sind, und ob ich den ein oder anderen Input liefern kann."
... Marco Rose:
- "Was Marco beschrieben hat, kann ich nur 1:1 wiedergeben. Wir haben ein gutes Verhältnis. Ich schätze ihn sehr und habe lange gekämpft, um ihn damals nach Gladbach zu holen. Danach hatte er sich entschieden, einen weiteren Schritt zu gehen.
Einige haben suggeriert, dass es dadurch einen Bruch zwischen Marco und mir gegeben hätte, jedoch ist exakt das Gegenteil der Fall. Wir haben emotionale Gespräche gehabt, in denen ich um ihn gekämpft habe. Seine damalige Entscheidung war für mich jedoch vollkommen in Ordnung. Natürlich war ich traurig, weil ich diesen Trainer gerne länger behalten hätte. Aber nochmal, es hatte keinen Bruch zur Folge, sondern unsere Beziehung ist noch intensiver geworden, weil wir uns gemeinsam gegen ein paar Einschläge wehren mussten.
Während seiner Zeit beim BVB und während meiner Auszeit hat sich unsere Beziehung weiter intensiviert. Es ist natürlich schade, dass Domenico Tedesco den Verein verlassen musste. Trainerentlassungen sind nie schön.
Mit Marco habe ich jedoch einen Trainer, den ich schon sehr gut kenne, den ich sehr schätze und dem auch etwas daran liegt, den größtmöglichen Erfolg zu erreichen. Daher freue ich mich sehr auf die Zusammenarbeit und das macht den Einstieg leichter. Dennoch werden auch wir bei unserem Ziel mal hitzig aneinandergeraten, aber wir können sehr gut trennen, was die Freundschaft und was den Job betrifft."
... das Leben in Leipzig:
- "Auf dem Weihnachtsmarkt war ich alleine, ohne Marco. Zur Wohnsituation: Da ich mich ein bisschen vorbereiten konnte, habe ich mich erkundigt. Eine Wohnung habe ich schon gefunden, die ich aber noch nicht beziehen kann. Momentan genieße ich noch die Vorzüge eines Hotels."
... das Bayern-Spiel:
- "Das Spiel hat für mich noch eine Besonderheit mehr, weil ich in München groß geworden bin und den FC Bayern sehr schätze. Durch Ulli Hoeneß, der mich ein stückweit begleitet hat, habe ich noch enge Beziehungen zum Verein.
Ich freue mich auf ein Top-Spiel am Freitagabend unter Flutlicht, aber bis dahin, habe ich noch ein bisschen was zu erledigen und kennenzulernen. Ich denke, die Vorfreude wird in der Woche vor dem Spiel erst richtig anwachsen. Vielleicht kommt dann auch schon die erste Kampfansage."