10 Jahre! Jubiläum für Stadionsprecher Tim Thoelke
Tim Thoelke feiert sein zehnjähriges Jubiläum als Stadionsprecher von RB Leipzig | Jubiläumsbuch „Junge Liebe. Fans von RB Leipzig"
Unser Stadionsprecher Tim Thoelke feiert am 29. Juli 2021 sein zehnjähriges RBL-Jubiläum. Am 29. Juli 2011 hatte Tim seinen ersten Auftritt in der Red Bull Arena und es sollte direkt ein legendärer werden. Die 3:2-Sensation im DFB-Pokal gegen den VfL Wolfsburg küsste Fußball-Leipzig wach und war gleichzeitig der Startschuss für Tim auf dem Weg zum verrücktesten Stadionsprecher der Bundesliga.
Tim, zunächst Glückwunsch zum Zehnjährigen! Welche Erinnerung hast du an deinen ersten Tag als RBL-Stadionsprecher?
Vielen Dank. Ich werde den ganzen Tag nie vergessen, weil ich einfach auch gar nicht wusste, was auf mich zukommt. Ich wurde damals direkt ins kalte Wasser geworfen, frei nach dem Motto: "Du machst das schon, leg einfach mal los!".
Und der Start lief ziemlich ungünstig …
Genau! Ich wollte mich den Fans gerade als neuen Stadionsprecher vorstellen, als ein gellendes Pfeifkonzert begann. Ich dachte natürlich, dass das Pfeifen mir gilt und war ziemlich perplex. Doch es war auf die Wolfsburger bezogen, die in diesem Moment zum Aufwärmen auf den Platz kamen. Einfach schlechtes Timing und mein erstes großes Learning auch immer zu schauen, wann eine Moderation gut passt. Es war damals auch für viele Mitarbeiter der erste Tag, sodass die Abläufe einfach alle neu waren. Zudem gab es zum Beispiel kein Live-TV-Bild für eine Wiederholung, um eine Szene nochmal zu checken.
Warum hast du damals eigentlich ein grau-blau-weißes Outfit getragen?
(lacht) Wie gesagt – es war alles neu für mich und ich war zu diesem Zeitpunkt auch noch kein Mega-Fan von RB Leipzig. Das hat sich von Spiel zu Spiel entwickelt und irgendwann habe ich mich dann auch in den Vereinsfarben gekleidet. Wenn ich heute die Fotos von mir in Jeans sehe, muss ich schon schmunzeln.
Hättest du jemals gedacht, was sich nach diesem furiosen Kick-off entwickeln würde?
Nein, niemals. Gerade im Rückblick ist es abgefahren, was seitdem passiert ist. Als ich 2011 die ersten Gespräche mit den Verantwortlichen von RBL geführt habe, wurde schon von dem Ziel Bundesliga gesprochen. Das hörte sich damals aber mehr nach ferner Träumerei an. Es ist unvorstellbar, was daraus geworden ist. Wir gehören zu den Top-Teams in der Bundesliga, spielen dauerhaft in der Champions League. Das ist schon irre.
Was waren deine bisherigen Höhepunke als Stadionsprecher?
Auf jeden Fall das Pokalfinale 2019 in Berlin. Unsere Startaufstellung vor 75.000 Fans zu zelebrieren, war ein Gänsehautmoment. Der begann eigentlich schon im Halbfinale in Hamburg. Ich war live dabei und als Emil Forsberg das entscheidende 3:1 gemacht hat, wurde mir bewusst: Wir fahren nach Berlin; ich darf im Olympiastadion ran! Das war immer irgendwie ein unrealistischer Traum für uns als junger Club. Umso trauriger war es in diesem Jahr, in diesem riesigen Stadion ganz ohne unsere Fans zu sein.
Welche Magic Moments sind dir sonst noch in bester Erinnerung geblieben?
Es gab unfassbar viele besondere Spiele, die mir mittlerweile auch schwerfallen, direkt zuzuordnen. Auf jeden Fall das 2:2 gegen Benfica im November 2019 mit den beiden späten Toren von Emil Forsberg. Damit sind wir ins Achtelfinale eingezogen, was international der nächste Meilenstein war.
Das Tor von Fabio Coltorti ist ganz tief in meiner DNA, und auch der Treffer von Naby Keita zu unserem allerersten Sieg in der Bundesliga. Das waren zwei spezielle Momente, in denen das Stadion kollektiv ausgerastet ist und ich mit meiner Stimme nicht mehr gegen diese Euphorie und Lautstärke angekommen bin.
Viele dieser Erlebnisse sind in einem besonderem Schriftstück nachzulesen – deinem ersten Buch ...
Zum Zehnjährigen als Stadionsprecher von RB Leipzig wollte ich etwas Besonderes machen. Viele Fans kamen immer auf mich zu und meinten, ich solle doch mal aufschreiben, was ich so alles erlebt habe. Ich habe mich jedoch dafür entschieden, über die Fans zu schreiben. Denn das ist ja auch im Stadion meine Aufgabe: Fans und Spiel in Einklang bringen. Und das sollen auch die Geschichten im Buch.
Das spiegelt sich bereits im Titel "Junge Liebe. Fans von RB Leipzig" wider. Welche Geschichten findet man in dem Buch?
Ich habe mich mit 44 RBL-Fans getroffen und diese Menschen aus verschiedenen gesellschaftlichen Schichten mit ihren ganz persönlichen Erlebnissen und spannenden Geschichten porträtiert. Ich wollte herausfinden, wie man Fan von einem jungen Verein wie RB Leipzig wird, wo das Fandasein nicht schon in der dritten Generation weitergegeben wurde. Wie haben sie zu RBL gefunden? Was empfinden diese Menschen? Warum investieren sie so viel Zeit und Leidenschaft für ihren Club? Diese Fragen beantwortet das Buch und zeigt auch die Struktur und Diversität unserer Fankurve, wo der Monteur neben dem Professor, der Jugendliche neben dem Rentner steht.
Wie bist du mit der Situation umgegangen, dass so lange Zeit keine Fans in der Red Bull Arena dabei sein konnten?
Es ist ein Stich ins Herz und einfach immer eine sehr merkwürdige Atmosphäre. Meine Aufgabe war es in den vergangenen Monaten vor allem, der Mannschaft eine gewohnte Heimspiel-Routine sowie ein Gefühl von Öffentlichkeit zu geben und für die wenigen Menschen im Stadion eine gewisse Euphorie zu erzeugen. Doch das passiert eher als Info. Und deshalb ist es zum Zehnjährigen natürlich das schönste Geschenk für mich, dass wir kommende Woche zur Saisoneröffnung und dann hoffentlich auch zu den Heimspielen in Bundesliga wieder mit vor Fans spielen und gemeinsam feiern dürfen.
Wie feierst du dein Jubiläum?
Heute auf der Moritzbastei in Leipzig, denn dort stelle ich mein Buch ganz offiziell vor. Ich freue mich auf ganz viele RBL-Fans und darauf zum ersten Mal überhaupt meinen RBL-Fansong live zu singen. Der Sekt ist auf jeden Fall schon kalt gestellt!