„Die Vorfreude auf den April ist riesig!“
Im Kick-off-Interview vor dem MEGApril spricht unser Trainer Domenico Tedesco über die kommenden Gegner, den Fan-Faktor und den Titel-Traum.
Unser Cheftrainer Domenico Tedesco spricht im Interview mit uns uns über einen intensiven April, die anstehenden Gegner, die RBL-Fans und seine Eingewöhnungsphase in Leipzig.
Domenico, auf uns wartet ein Wahnsinns-Monat mit mindestens sieben Spielen in 21 Tagen. Wie blickst du auf den April?
Zunächst mit ganz viel Vorfreude, denn wir haben uns selbst in diese gute Ausgangssituation gebracht. In den Top-Spielen der Bundesliga könnte es auch um gar nichts gehen – doch für uns geht es um richtig was. Auch im DFB-Pokal. Auch in der Europa League. Dafür haben wir seit Dezember gearbeitet und gespielt.
Gibt es eine spezielle Planung für diese intensiven Wochen?
Nein, detailliert planen können wir in diesem Fall nicht. Hier greift die klassische Floskel – von Spiel zu Spiel denken. Und so leben wir es auch. Wir spielen alle drei Tage und wissen nie, was in einem Spiel passiert, zum Beispiel durch Sperren oder Verletzungen. Dahingehend ist unser Kader, der in der Breite extrem viel Qualität hat, sehr positiv. Dennoch können wir nicht großartig planen und einen Algorithmus erstellen, der sich in irgendeiner Form anwenden lässt.
Die Gegner sind brutal. Aber wir sind es auch für die Gegner!
Der MEGApril!
Ändert sich in so einer Phase deine Rolle als Trainer, mehr hin zum Organisator?
Die Organisation wird auf jeden Fall wichtiger, klar. Wir als Trainerteam sind grundsätzlich immer auch Organisatoren und haben diesbezüglich auch schon einige Englische Wochen hinter uns. Neben der Trainingsplanung ist es vor allem auch die Reiseplanung. Haben wir ein Tageshotel? Reisen wir eine Nacht oder am gleichen Tag an? Diese Fragen müssen wir für jedes Spiel neu beantworten.
Hilft euch dafür die aktuelle Länderspielpause?
Ja. Wir haben schon versucht, in die vergangenen Tage viele dieser Themen reinzupacken. Natürlich haben wir auch eine kleine Gruppe von Spielern da, mit denen wir intensiv arbeiten. Aber drumherum bleibt mehr Zeit für Organisatorisches und auch die sportliche Vorbereitung, um sich beispielsweise im Video schon Spiele der nächsten Gegner wie Dortmund, Bergamo oder Hoffenheim anzuschauen.
Lass uns kurz auf die fünf Kontrahenten im April blicken. Dein erster Gedanke zum BVB?
Tabellenzweiter! Dortmund hat es zuletzt mit dem 1:1 gegen Köln zwar verpasst, noch näher an den FC Bayern heranzurücken, aber es sind trotzdem nur sechs Punkte. In Dortmund zu spielen ist immer schwierig.
Weiter geht es daheim gegen Atalanta Bergamo …
Eine der Top-Mannschaften in Italien. Man kann nicht mehr von Zufall sprechen, denn Bergamo ist dreimal in Folge Dritter in der Serie A geworden und hat dreimal in Folge Champions League gespielt. Das Team hat klare Abläufe, spielt auf jeder Position mit einer gewissen Körperlichkeit und ist taktisch sehr diszipliniert.
Anschließend wartet die TSG 1899 Hoffenheim!
Wieder ein Heimspiel und auf unsere Heimspiele freuen wir uns besonders. Hoffenheim spielt eine sehr gute Saison. Die TSG hatte viele Verletzte, die nun zurückgekommen sind – und diese Breite im Kader merkt man.
Nach Hoffenheim steigt das Doppel-Duell gegen den 1. FC Union Berlin.
Das ist schon eine besondere Konstellation; es kommt nicht so oft vor, dass man innerhalb von drei Tagen zweimal gegen denselben Gegner spielt. Union liefert eine gute Serie ab. Sie haben die Conference League gespielt und sich dennoch im vorderen Mittelfeld der Tabelle etabliert. Einige Teams, die europäisch spielen und die Doppelbelastung verdauen müssen, haben da schon andere Probleme. Union hat das gut verkraftet und steht zurecht im Halbfinale. Es werden für uns zwei ganz schwere Spiele.
Und schließlich reisen wir nach Leverkusen. Wenn wir die Gegner jetzt so allesamt aufzählen, klingt es schon brutal!
Aber wir sind für die Gegner auch brutal, das ist das Gute (lacht). Leverkusen ist in der Vorschau schon sehr weit geblickt. Individuell ist es auf jeden Fall eine Top-Mannschaft mit einem Top-Kader, auch in der Breite. Es fehlen mit Florian Wirtz und Jeremie Frimpong zwar zwei verletzte Stammspieler, Bayer hat allerdings beim 2:0-Sieg in Wolfsburg gezeigt, wie sie es kompensieren können. Nach einem Donnerstagabendspiel drei Tage später in Wolfsburg zu gewinnen, ist nicht so leicht und zeigt die Qualität der Mannschaft.
Gegen Frankfurt konntest du die Red Bull Arena als RBL-Trainer erstmals vor über 43.000 Fans erleben. Wie hat die Kulisse auf dich gewirkt?
Es war absolut geil. Wir hatten gegen die Eintracht ja jede Menge Großchancen und man hat förmlich gespürt, wie den Fans bei jeder Chance der Atem stockte und alle vor der emotionalen Explosion standen. Als dann das vermeintliche Tor für uns fiel, dass wegen Abseits dann nicht gegeben wurde, hat man schon gemerkt, was für ein Potenzial und was für eine Leidenschaft die Fans hier mitbringen. Das macht einfach Spaß. Das ist der normale Fußball, der uns so lange gefehlt hat.
Kann eine starke Heimkulisse ein Trumpf sein oder blendest du das aus?
Nein, der Support zu einem Heimspiel kann den gewissen Unterschied ausmachen und ein Faktor sein. Während der Spiele ohne Zuschauer war der Heimvorteil in gewisser Weise weg oder nur minimal vorhanden. Das ist jetzt wieder anders. Der Fanfaktor ist schon ein ganz besonderer, auf den wir natürlich setzen.
In unserem Spiel ist spürbar, dass die Jungs bis zur letzten Minute alles reinwerfen und jeden Weg gehen. Ist das deine Botschaft an die Fans, das in jedem Spiel abzuliefern?
Klar, denn das ist unsere Basis. Wenn wir unsere Ziele erreichen wollen – gerade in solchen Top-Spielen, die jetzt anstehen – müssen wir in jedem Spiel bis zum Schluss gehen. Und wer denkt, dass wir gegen diese Teams zur Pause mal locker führen, ist sich dem Ernst der Lage nicht bewusst. Wir müssen gegen jeden Gegner über 90 Minuten oder länger alles abrufen.
Unsere Fans dürfen träumen. Wir wollen die Träume wahrwerden lassen!
Die Fans, die Stadt, der ganze Club träumen alle weiter den großen Titeltraum. Wie sehen deine Träume aus? Träumst du auch von Fußball?
Da ich tagtäglich nichts anderes mache außer Fußball, nimmt man die Gedanken natürlich auch mit in den Schlaf. Und wenn wir uns – wie in unserem Interview hier – in die Zukunft versetzen, macht man sich hin und wieder schon ein paar Gedanken dazu. Trotzdem versuche ich mich aufs Wesentliche zu fokussieren und das ist die Kurzfristigkeit und nicht die Träumerei. Aber: Unsere Fans dürfen träumen, denn davon lebt es auch und wir werden natürlich alles dafür geben, dass der Traum vielleicht wahr werden kann.
Du bist nun ein Vierteljahr in Leipzig. Fühlst du dich angekommen in der schönsten Stadt der Welt?
Auf jeden Fall. Ich habe mich von Beginn an sehr, sehr wohlgefühlt, auch wenn ich anfangs wenig Zeit hatte, um Leipzig näher kennenzulernen. Gerade in den vergangenen Wochen mit etwas weniger Spielen konnte ich das nun aber nachholen. Meine Familie war länger zu Besuch, es war auch mal Zeit da, um zum Beispiel in Ruhe Essen zu gehen. Wir fühlen uns hier einfach pudelwohl.
War die Länderspielpause für dich auch noch einmal der Moment für eine kurze Auszeit vor dem Saisonfinale?
Nee, die brauche ich nicht. Ich war zuvor ein halbes Jahr daheim und hatte genug Auszeit (lacht). Es gibt immer viel zu tun. Wir haben sehr gut mit den Spielern gearbeitet, die in der Pause hier sind, konnten vor allem individuell und auch mit den U19-Spielern trainieren. Die drei freien Tage habe ich mit meiner Frau und meinen beiden Töchtern verbracht – der Akku ist also voll und ich bin bereit.