"Der VfB hat sich weiterentwickelt"
RB Leipzig gastiert am 19. Spieltag beim VfB Stuttgart | Unser Ex-Stuttgarter Co-Trainer Andreas Hinkel blickt auf den kommenden Gegner
Nur wenige Menschen kennen den VfB Stuttgart besser als Andreas Hinkel. Unser Co-Trainer durchlief die Jugendabteilungen der Schwaben, spielte sechs Jahre im Profiteam, reifte zum deutschen Nationalspieler und begann seine Trainerlaufbahn in Stuttgart.
Nun kehrt er an die alte Wirkungsstätte zurück - und blickt nach vorn.
Am Samstag kehrst du als Co-Trainer und Gegner zurück nach Stuttgart. Wie häufig hat dein Handy schon geklingelt?
Bisher lief das Handy noch nicht heiß - mal sehen, was noch passiert. Rund um das Spiel lässt man sich dann aber gegenseitig in Ruhe. Doch natürlich kenne ich noch sehr viele Leute beim VfB Stuttgart - immerhin war ich über zwanzig Jahre lang im Verein und auch meine Familie lebt dort in der Region. Deshalb wird das ein besonderes Spiel.
In Leipzig wird viel über die „RB-DNA“ gesprochen. Wie sieht die „VfB-DNA“ aus?
Bereits zu meiner Zeit als Spieler, als Teil der „jungen Wilden“, wurde beim VfB sehr breit ausgebildet. Flexible und technisch gute Fußballer, die sich anpassen und in allen Systemen spielen können, standen im Fokus. Ganz egal ob Kevin Kuranyi, Christian Gentner, Andreas Beck, Sami Khedira, Mario Gomez oder ich. Wir alle sind Nationalspieler geworden, weil der VfB auf einem hohen Niveau ausbildet. Das sind Spieler, die nach dem VfB unter anderem zu Bayern München, Real Madrid oder Juventus Turin gegangen sind und dort in unterschiedlichen Systemen aufliefen. Die Spieler sind anpassungsfähig, weil sie einen großen Werkzeugkasten haben, den der VfB in der Ausbildung vermittelt.
Wie erwartest du den VfB Stuttgart am Samstag?
Beim 4:0 im Hinspiel hat es super funktioniert. Aber wir können keine Schablone drüberlegen und davon ausgehen, dass sich das nun in der Rückrunde wiederholt. Der VfB hat sich weiterentwickelt – sie werden sicher nicht ins offene Messer laufen wollen. Aber ohne jetzt zu viel zu verraten, haben wir uns bereits unsere Gedanken gemacht, wie wir in Stuttgart etwas mitnehmen können.
Das ist für mich überraschend.
Beim 4:0 im Hinspiel waren 23.100 Fans in der Red Bull Arena – in Stuttgart bleibt das Stadion leer..
Aufgrund der fehlenden Fans wird die Stimmung leider eine andere sein. Das ist sehr schade. Und das meine ich unabhängig davon, ob man zuhause oder auswärts spielt. Denn auch ein Auswärtsspiel vor 60.000 gegnerischen Fans kann sehr motivierend sein. Insgesamt aber erwarte ich ein komplett anderes Spiel, denn nicht zuletzt auf der Trainerposition hat sich etwas getan und jedes Trainerteam bringt Elemente mit, die die Vorzeichen verändern.
Allein der VfL Wolfsburg und Greuther Fürth (jeweils 5) haben zuhause in der Liga häufiger verloren als der VfB (4). Klappt es nun mit unserem ersten Auswärtssieg?
So einfach ist es nicht. Die derzeitige Heimschwäche des VfB ist für mich nicht richtig erklärbar. In meiner Erinnerung war der VfB auch in der jüngeren Vergangenheit immer sehr heimstark. Da konnte man sich in Stuttgart darauf verlassen, zuhause regelmäßig zu punkten. Dass es dort nun nicht läuft, ist für mich überraschend. Möglicherweise tragen die fehlenden Fans ihren Teil dazu bei. Allerdings hoffen wir für den Samstag natürlich, dass sich an dieser Saison-Statistik nichts ändert und unser erster Auswärtssieg gelingt.