"Wir werden mit einem geilen Team aus der Krise herauskommen!"
Oliver Mintzlaff und Ulrich Wolter beantworten auf der virtuellen Fan-Pressekonferenz wichtige Fragen der RBL-Fans
In der nunmehr zehnten RBL-Fan-Konferenz – die leider wieder digital stattfinden musste – konnten unsere OFC-Mitglieder, Fans mit einer Dauerkarte sowie unsere Fördermitglieder wieder ihre Fragen zu den aktuellen Ereignissen rund um RB Leipzig loswerden.
Oliver Mintzlaff (Vorsitzender der Geschäftsführung) und Ulrich Wolter (Direktor Club Competitions & Relations) beantworteten in dem 70-minütigen Format die Fragen, die unsere Fans zuvor bei der RBL-Fanbetreuung eingereicht hatten und die zudem per Live-Chat gestellt wurden.
Wir haben euch einige der zentralen Aussagen nachfolgend zusammengefasst.
Oliver Mintzlaff über ...
... die Trennung von Trainer Jesse Marsch:
- "Wir haben uns in diesem Frühjahr bewusst für Jesse Marsch als Trainer entschieden und uns die Entwicklung natürlich anders vorgestellt. 18 Punkte aus 14 Spielen sind für unsere Ansprüche einfach zu wenig. Wir haben gemeinsam mit Jesse entschieden, dass es am Ende doch nicht richtig gepasst hat. Das ist enttäuschend, macht uns auch traurig und beschäftigt uns. Aber auch das gehört im Profifußball dazu und ich stelle mich dieser Verantwortung und dieser Entscheidung. Nichtsdestotrotz möchte ich betonen, dass wir nun vor allem auch die Mannschaft in die Pflicht genommen und alles intern sehr kritisch angesprochen haben."
... die RBL-Transferphilosophie und Ralf Rangnick:
- "Es ist und bleibt nicht unsere Philosophie, große Namen zu verpflichten. Wir sind erst das sechste Jahr in der Bundesliga. Dementsprechend holen wir keine 27-jährigen Top-Spieler für viel Geld, sondern gehen einen anderen Weg mit jungen Spielern und setzen damit klar die Transferphilosophie fort, die Ralf Rangnick etabliert hat.
Ich werde auch nicht müde zu sagen, wie großartig Ralf Rangnick war und dass wir ohne Ralf all das nicht erreicht hätten. Ralf hat Leitplanken gesetzt, die weiterhin für unseren Club gelten und für mich sehr wichtig sind. Doch Ralf ist seit zweieinhalb Jahren nicht mehr involviert bei RB Leipzig – und wir haben auch seitdem großen sportlichen Erfolg gehabt."
... die Abgänge im Sommer:
- "Marcel Sabitzer wäre im Sommer in sein letztes Vertragsjahr gegangen und er wollte noch einmal etwas anderes außerhalb der RBL-Welt erleben. Selbstverständlich hätten wir das verhindern können, doch gemeinsam mit Jesse Marsch haben wir entschieden, dass wir keinen unzufriedenen Kapitän im Kader haben möchten.
Dayot Upamecano und Ibrahima Konaté hatten Ausstiegsklauseln in ihren Verträgen und haben sich für eine Wechsel entschieden – daran konnten wir nichts ändern. Vielmehr waren wir froh, den Vertrag mit Dayot zuvor überhaupt noch einmal verlängert zu haben, um den Spieler dann für viel Geld verkaufen zu können.
Wir haben keinen Geldspeicher und durch die Corona-Situation bleiben viele Einnahmen aus, die wir verkraften müssen. Allein durch die aktuell wieder leeren Ränge in der Red Bull Arena fehlt uns ein siebenstelliger Betrag pro Heimspiel."
Wir waren lange auf der Suche nach dem ‚Perfect fit‘ für RB Leipzig und sind jetzt fündig geworden.
... die Legende um den roten Teppich für Julian Nagelsmann:
- "Ich möchte mit der Legendenbildung aufräumen, wir hätten Julian Nagelsmann bei seinem Wechselwunsch zum FC Bayern den roten Teppich ausgerollt . Bei Julians Vertragsunterschrift haben wir uns gegen eine Ausstiegsklausel in seinem Vertrag entschieden, obwohl eine solche Klausel in Höhe von zehn Millionen Euro im Raum stand.
Ich habe betont, dass wir ein Commitment erwarten, dass wir RB Leipzig sind, ich den Trainer nicht schnell wieder verlieren möchte und es deshalb keine Ausstiegsklausel gibt. Julian hat das akzeptiert. Damit war die Klausel weg und er konnte eben nicht für zehn Millionen gehen.
Worauf wir uns damals aber schon die Hand gegeben haben, war Folgendes: Wenn der FC Bayern München kommt, werden wir reden und eine Lösung finden. Da ich ein anständiger Geschäftsmann bin und natürlich auch das gesprochene Wort gilt, haben wir nach der Anfrage die Gespräche geführt und die Latte für uns so hochgelegt, in der Hoffnung, dass es der FC Bayern nicht macht. Und wenn er es doch macht, stehen wir zu unserem Wort. So haben wir Julians Wunsch entsprochen und eine Lösung für alle Seiten gefunden. Am Ende lagen 25 Millionen auf dem Tisch und wir haben es gemacht. Julian hat sich absolut korrekt verhalten und wir haben unser Wort gehalten.”
... die sportliche Führung und die Sommerneuzugänge:
- "Wir hatten vor dieser Saison eine fantastische Transferperiode, bei der die sportliche Führung um unseren Kaufmännischen Leiter Florian Scholz, unseren Technischen Direktor Christopher Vivell sowie unseren Leiter Lizenzspielerbereich Frank Aehlig einen tollen Job gemacht hat. Wir haben u.a. frühzeitig mit Mohamed Simakan und Joško Gvardiol zwei Top-Verteidiger geholt und auf die Abgänge reagiert.
Es mag bei einigen Spielern wie zum Beispiel Ilaix Moriba, der sich trotz eines Angebotes von Tottenham für uns entschieden hat, noch Zeit brauchen, vielleicht auch eine halbe oder dreiviertel Saison – und das war uns auch bewusst. Aber ein Joško Gvardiol ist schon jetzt ein Riesen-Spieler. Das konnte man zuletzt im Spiel gegen Manchester City sehen. André Silva hat in der letzten Saison 28 Tore für Eintracht Frankfurt geschossen. Ich bin davon überzeugt, dass es auch bei uns mit ihm eine Erfolgsgeschichte wird.
Auch Christopher Nkunku hat zum Beispiel nicht von Beginn an auf diesem Level performt, wie er es in dieser Saison tut, wo wir sagen – Wahnsinn, was für einen Spieler wir bei uns haben. Und in der Vergangenheit waren beispielsweise auch Spieler wie Naby Keita oder Dayot Upamecano nicht sofort Stammspieler."
... den fehlenden Sportdirektor:
- "Wir haben nach dem ersten Jahr mit Markus Krösche als Sportdirektor festgestellt, dass die Konstellation nicht ganz ideal ist und haben ihm deshalb bewusst Christopher Vivell als Technischen Direktor und Florian Scholz als Kaufmännischen Leiter Sport zur Seite gestellt. Das hat im zweiten Jahr hervorragend geklappt und wir haben gemerkt, dass wir so richtig gut aufgestellt sind.
Ab dem Zeitpunkt, wo klar war, dass wir nicht mehr mit Markus Krösche zusammenarbeiten werden, haben wir entschieden, dass wir künftig natürlich wieder einen Sportdirektor einstellen. Wir waren lange auf der Suche nach dem ‚Perfect fit‘ für RB Leipzig und sind jetzt fündig geworden.
Wir brauchen einen ganz starken Sportdirektor, der auch zu einem Gesicht für unseren Klub werden kann und viel Erfahrung hat. Das ist natürlich nicht so einfach gewesen, denn wir wollten jemanden finden, der unsere Philosophie und DNA versteht. Das hat länger gedauert, als ich dachte. Doch ich muss auch sagen, dass es die sportliche Führung richtig, richtig gut gemacht hat und wir die Dinge, die im Sport anstehen, hervorragend abarbeiten. Wohlwissend, dass uns ein Sportdirektor fehlt, doch es gibt kein Vakuum und keine fehlende sportliche Kompetenz. Das ist nicht der Fall – und auch nicht der Grund für nur 18 Punkte nach 14 Spieltagen."
... Gerüchte um einen Wechsel von Amadou Haidara zu Manchester United:
- "Amadou Haidara ist einer meiner Lieblingsspieler, das habe ich ihm erst heute gesagt. Natürlich ist das auch ein Spieler, den Ralf Rangnick kennt und liebt. Ob an dem Gerücht etwas dran ist oder nicht, wird man sehen.
Wir wollen ihn natürlich halten, weil er perfekt zu uns und unserer Spielweise passt. Er hat sich super entwickelt, besonders jetzt unter Jesse Marsch. Ich habe mit dem Berater gestern gesprochen und kann sagen, da brennt erst einmal nichts an. Ich denke, dass sich Doudou hier sehr wohlfühlt."
… eine mögliche Vertragsverlängerung mit Marcel Halstenberg:
- "Wir werden uns zusammensetzen. Marcel ist ein verdienter Spieler, ein toller Typ und sehr wichtig in der Kabine. Wir hoffen, dass er nach seiner Verletzung bald wieder zurückkommt. Er ist deutscher Nationalspieler und hat großen Anteil daran, dass wir in der Vergangenheit viele Erfolge gefeiert haben."
… mögliche Wintertransfers:
- "Ich gehe nicht davon aus, dass wir einen neuen Spieler holen werden, denn wir sind sehr breit aufgestellt. Wir haben einen der drei besten Kader in der Bundesliga mit einer sehr engen Leistungsdichte. Und wir haben auch im Sommer nicht vor, Leistungsträger zu verkaufen, die keine Ausstiegsklausel haben. Deshalb glaube ich, dass wir den Kader zusammenhalten werden."
… die Saisonziele:
- "Ich möchte noch einmal betonen, dass auch ich Fehler mache und mich kritisch hinterfrage. Mein Ziel ist es, weiterhin mit RB Leipzig Erfolg zu haben. Ich war selbst Leistungssportler und Leichtathlet. Ich weiß, wo meine Kompetenzen sind und die Grenzen liegen. Ich sitze nicht im Scouting-Büro und sage: ‚Wir holen Gvardiol‘ – denn wir haben auf jeder Position die passenden Experten. Wir werden alles versuchen, um die Champions-League-Qualifikation auch in dieser Saison noch zu schaffen.
Wir und ich stellen uns der Kritik und der Herausforderung durch die aktuelle Krise und ich bin überzeugt, dass wir mit einem geilen Team da herauskommen werden. Ich habe so viel Bock auf RB Leipzig, dass ich in den nächsten Jahren nichts anderes machen werde.“
… das Abschneiden in der UEFA Youth League:
- „Man sieht, dass die Bundesligisten im internationalen Vergleich weit hintendran sind. Da ist ein großer Qualitätsunterschied. Zwar haben wir viele Leistungsträger im Jungendbereich zu anderen Clubs verliehen, aber wir sind nicht zufrieden mit dem Output im Nachwuchsbereich – auch wenn hier sehr gut und akribisch gearbeitet wird. Es ist nach wie vor unser Ziel, Talent frühzeitig zu erkennen, zu entwickeln und in die erste Mannschaft zu integrieren.“
Ulrich Wolter über ...
... den Sitzplatztausch in der Red Bull Arena:
- "Den Tausch in rote Sitze wollen wir zur Rückrunde angehen und finalisieren. Einige weiße Sitze sind bereits eingebaut, wie zum Beispiel der ‚RBL‘-Schriftzug in Sektor D. Die Roten Sitze folgen hoffentlich bis zum Ende der Rückrunde."
... Umbaumaßnahmen im Stadion:
- "Wir haben viel Geld in den Komfort und das Stadionerlebnis investiert, u.a. in neue Toiletten, ein neues Soundsystem, die neue Lichtanlage, neue Kioske und natürlich die Stehplätze. Die Fans lieben den neuen Eingangsbereich in Sektor B. Es ist also schon unglaublich viel passiert. Das Stadion erstrahlt nun oft im roten Licht und beim ausverkauften Spiel gegen Borussia Dortmund konnte man schon erahnen, wir schön es künftig in der Red Bull Arena sein wird. "
... Aufhebung der Sektorentrennung im Stadion und die Einlasssituation:
- "Auch vor dem Umbau hatten wir vereinzelt Gästefans in den Sektoren A und C. Inzwischen haben wir die Sektorentrennung aufgehoben und stellen fest, dass hin und wieder ein fremdes Trikot in Sektor B zu sehen ist. Daran müssen wir uns gewöhnen. Die klassischen Gästefans bleiben in ihrem Bereich und können auch nur dort hineingehen. Insgesamt hatten wir bislang allerdings erst wenige Spiele mit einer großen Zuschauerzahl. Gebt uns allen etwas Zeit, um gemeinsam mehr Erfahrung zu sammeln – auch was die Einlasssituation betrifft."
… mögliche Hygienekonzepte und Fan-Rückkehr:
- "Wir sind der Meinung, dass das 2G-Plus-Modell eine Möglichkeit gewesen wäre, um wieder Zuschauer zuzulassen. Das ist im Moment in der sächsischen Landespolitik aufgrund der Infektionszahlen nicht möglich. Wir hoffen, dass wir in naher Zukunft eine Lösung finden werden, denn die Fans fehlen – vor allem der Mannschaft. Darüber diskutieren wir jeden Tag, weil es natürlich auch Beispiele gibt, die uns verwundern: So darf man in den Zoo, aber nicht in ein Stadion, was ebenfalls eine Freiluftveranstaltung ist."